Halbmarathon Kempten. 2021. 2022.
Zunächst einmal die Offensichtlichen Punkte: 2 Minuten und 15 Sekunden, dazu 1 Jahr Unterschied und zwei andere Strecken bei vollkommen unterschiedlichen Bedingungen. Aber was macht es bei ungefähr gleicher Form am Ende des Tages aus, dass fast 2.5 Minuten zwischen den Zielzeiten sind? Die Frage versuche ich für mich und euch in diesem Blog zu beantworten.
2021 bin ich das erste Mal beim Halbmarathon in Kempten gestartet. Die Laufstrecke war flach, hatte 2 Runden mit einem 180 Grad Wendepunkt und da Corona die Maßnahmen bestimmt hat, musste jeder für sich ein Time Trial laufen. Wir vom endless local Running Team hatten für unsere Läufer eine Radbegleitung organisiert, so dass hier etwas Unterstützung vorhanden war. Für mich ging es entspannt zu meiner gewünschten Uhrzeit an einem Sonntag auf die Strecke. Außerdem konnte ich 2021 mir genau aussuchen, wann ich laufen wollte. Für mich war es dank dem Support eine gute Sache. Aber ein vollkommen allein wäre auch das kein großer Vorteil. Da macht ein Startblock doch mehr aus.
2022: Mehr Massenstart - Andere Bedingungen
Dieses Jahr ging es wieder gemeinsam am Start in Kempten los. Eine ganz andere Dynamik, da es am Start doch flott los geht und die passende Gruppe erst einmal gefunden werden muss. Unterschied 2: Dynamik des Rennens. 2021 war der Fokus nur auf mich, meine Pace, meine Strecke. Dieses Jahr gab es hoch und runter, kleine Pace Unterschiede und deutlich mehr Gruppendynamik. Am Start direkt los geschossen in der Gruppe und auf der dritten Runde war ein wenig Slalom angesagt. Das alles war letztes Jahr nicht. Sicherlich beeinflusst das die Pace.
Dann war es auch eine ganz andere Strecke. Ihr fragt euch sicher (und wenn nicht lege ich euch die Frage jetzt in den Mund): Warum vergleichst du dann überhaupt die Rennen? Ja. Weil ich nicht die Rennen vergleichen will, sondern das Ergebnis, meine Form und mein Gefühl am Renntag. Halbmarathon ist immer noch irgendwie Halbmarathon. Und ein Faktor ist natürlich die Strecke. Während 2021 die Strecke flach und ziemlich gerade aus, dabei circa 2/3 mit Kies und 1/3 war, war es dieses Jahr 95% Teer, viele Kurven, ein wenig Kopfsteinpflaster und je Runde ein Anstieg über 200m. Also deutlich unrhythmischer als auch anspruchsvoller. Das führt sicher auch zur „langsameren“ Zeit auf den Halben.
Ein Form Vergleich
Außerdem ist die Form doch sicher nicht ganz gleich? Oder doch? Letztes Jahr konnte ich 15.44 auf 5km Strasse/Kies laufen. Vor 2 Wochen diese Saison bin ich (durchaus nicht zufrieden mit meiner Tagesform und Vorbereitung) 16.02 auf einer schnelleren Strecke gelaufen. D.h. hier war doch ein Unterschied bereits vor den Rennen zu erkennen. Ich persönlich schätze meinen Körper aber derzeit ein, dass auch eine 15.50 drin gewesen wäre. Ein paar Anfängerfehler sind mir dieses Jah bei den 5000m unterlaufen: Zu kalt angezogen, mein Schuh ist nach 3 km aufgegangen (und ich halte dafür be 5k nicht an) und mein Warm-Up war nicht optimal, so dass mein Puls gar nicht in die 5000m Bereiche gekommen ist. Also in Summe denke ich doch, dass es eine ähnliche Form da war, aber trotzdem kleine Unterschiede auf 5km sich zu größeren Unterschieden auf 21km entwickeln können.
Zur Vergleichbarkeit aber einmal eine kleine Übersicht: 2020: 5000m Bahn am Dienstag in 15.42 und am folgenden Sonntag 21k auf 71.28. 2021: 5km Straße in 15.44 und 2 Wochen später Sonntag 70.31. 2022: 5km Straße in 16.02 und 2 Wochen später 72.46 auf den Halben.
Langsamer und trotzdem zufrieden
Aber zurück zum Vergleich 2021 und 2022: Wetter. Ich bin eher ein Freund von warmen bis zu warmen Temperaturen. Also alles ab 20 bis 35 Grad. Danach dreht alles zu heiß. Entsprechend war es 2021 mit knapp 10 Grad, Singlet, Armlingen und kurzer Hose deutlich angenehmer als 2022. Diese Saison hatte es je nach Wetterapp 4-6 Grad, Schnee und frischen Wind auf der Strecke. 2021 war der Wind kein Faktor. Zumindest erinnere ich mich jetzt nicht daran. Aber ihr könnt ja gern hier im Blog nochmal nachlesen.
Also in Summe unterscheiden sich 70.31 (Strava 2021) und 72.46 (Strava 2022) immer durch viele Sachen. Und obwohl ich 2.5 Minuten langsamer war, bin ich heute, am Montag nach dem Rennen, sehr zufrieden. Ich habe gestern gut gezeigt, dass mein Körper fit ist. Das ich das Laufen nicht verlernt habe, so wie ich es mir nach den, für mich, verkorksten 5km gedacht habe.
Hinten raus nochmal aufgebaut
Außerdem freue ich mich, dass ich meinen Platz zum Ende verteidigen konnte. Ich bin zwar von Runde zu Runde langsamer geworden, so dass bei KM 17.5 ein anderer Athlet wieder an meinen Versen war. Ich konnte aber die restlichen 2km aus jeder Kurve nochmal Druck geben und auf den letzten 1000m, also direkt vor dem Ziel und auch gleichzeitig im kurzen Anstieg, ein paar Meter Luft gewinnen und das bis zur Ziellinie durchziehen. Mein Kopf war zumindest hier wieder auf Race-Modus. Und für 4 Runden mit wenig Rhythmus oder Tempo-Stücken war der Fight in Ordnung. Ich bin mir sicher, dass der Biss für die kommenden Rennen auch wieder kommt. Und dieser Biss war auch ein Unterschied. Der war letztes Jahr nämlich allein auf Grund der Teamwertung (5km, 10km und 21km) höher. Dieses Jahr war ich Platz 2 im Team und demnach nur das Back-Up für die Wertung.
Alles in allem also viele Faktoren die so ein Rennen für mich ausmachen. Tagesform und Wetter, Strecke und Mentales. Aber vor allem ist es dann doch der Kopf, welche mit sich nach dem Rennen die Dinge irgendwie zurechtlegt. Wie schätze ich das jetzt zu 2021 ein, was ich gestern geleistet habe: Die Bedingungen waren kalt, windig und die Strecke war nicht schnell. Ich bin 18km allein gelaufen und die besten sind auch etwas unter ihren Erwartungen geblieben. Summa Summarum: Eine gute Leistung für Anfang April, positive Stimmung für Ende Mai in Ingolstadt und definitiv weiter Bock für Ingolstadt alles auch aus dem Lauftraining raus zu holen.