Angekommen in Cervia sind wir gemeinsam schon. Und wenn nicht, dann lest den letzten Blogpost von mir zur finalen Vorbereitung. Und jetzt springen wir direkt rein: Nachdem das Vaseline im Laufbeutel war, bin ich mit Stefan zum Start spaziert. Um kurz vor 7 standen wir an der Expo und ich habe mich nochmal 1km aktiviert. Ich bin einmal die Straße hoch und wieder runter gelaufen, um ein wenig den Blutfluss in Gang zu bringen. Auf dem Rückweg zurück zu meinen Sachen habe ich drei einsame Dixies gefunden und bin fix nochmal drauf gewesen. Meine Hoffnung war, dass final alles was im Rennen noch mit Klos zu tun haben könnte, damit erledigt ist.
Die letzten Vorbereitungen
Zusammen mit Stefan habe ich meine letzten Vorbereitungen gemacht. Den Neo bis zur Hüfte angezogen, das vorletzte Gel vor dem Start, knapp 30 Minuten vorher, genommen und wir sind über den Sand ans Wasser gelaufen. Es war doch schon wärmer als gedacht und im Gegensatz zum Wetterbericht tauchte die Sonne die Adria in ein wundervolles Rot. Für alle Außenstehenden sicher eine super Sache, für mich schon der Vorbote eines doch wärmer als erwarteten Tages. Aber was soll es: Rein in die Heizung und ab ins Wasser um den Neo final einmal zu fluten. Das Wasser war super angenehm und deutlich kühler als die „24.x“ Grad in Roth letztes Jahr. Ein paar Züge, nicht wirklich Schwimmen und dann raus aus dem Wasser. Das letzte Gel in die Hand und dann von Stefan verabschiedet.
Im Startbereich
In der Startbox für Zeiten unter 60 Minuten war doch schon einiges los, aber niemand hat sich beschwert als ich einfach nach vorn durchgegangen bin. Und da stand bereits Arne aus dem Tri-Szene Forum. Lange schon ein bekanntes Gesicht, aber jetzt so direkt vor dem Rennen eine schöne Überraschung am Start nochmal etwas abgelenkt zu sein. Nachdem wir uns beiden zugesichert haben, dass wir einen raus hauen und der Hubschrauber „fly-over“ bei Italienischer Nationalhymne vorbei war, ging es in den Fokus Modus. Wobei bei der Ansprache von Paul Kay, der das doch sehr gut macht, schon nochmal sehr feuchte Augen waren. Wir waren neben den Pros noch eingezäunt und warteten darauf, dass die Korridore für uns Amateure aufgemacht werden. Also Weg mit den Pros um 7:30 und kurz danach ging das leichte Gedrängel los. Ich persönlich wollte nicht nach ganz vorne, aber auch nicht zu weit nach „hinten“ rutschen. Mit meinem Ziel von der gleichen Zeit wie in Estland, vielleicht etwas schneller um die 52 Minuten, habe ich mich in der 5ten Startwelle wiedergefunden.
Der Startplan beim Schwimmen war klar: Die vorne dürfen entweder ganz schnell weg sein und eine fabelhafte Amateure-Zeit schwimmen oder sich „die Hörner Abstoßen“ und nach 400m langsamer werden. Ich wollte mich auf mein Schwimmen und mein Race konzentrieren und war bereit die ganze Strecke allein zu schwimmen. In Estland wurde ich perfekt überholt und konnte mitschwimmen. Das war auch in Italien das geplante Traum-Szenario. Um 7:36 war ich dann im Wasser. Also zumindest meine Füße. Denn die erste Minute musste ich noch nicht schwimmen. Wir konnten wegen wenig Wasser doch weit reinlaufen und dann noch sehr lange mit Delphinsprüngen weiter Tempo aufnehmen. In der Liga sind die immer super Puls-treibend und deshalb hab ich auch hier noch nen Gang zurückgeschalten. Als das Wasser dann tief genug war ging es los. Und direkt an den ersten Personen aus den ganz vordersten Wellen vorbei. Ich hab schnell meinen Rhythmus gefunden und war noch schneller als gedacht an der ersten Boje.
Eine Autolap zum Tempo machen
Im Vorfeld hatte ich mir überlegt, ob ich einen Auto-Lap auf der Uhr anmache. Im Training hatte ich das manchmal bei 5 Minuten, 400m oder 100m. Wobei das GPS der Garmin da echt bescheiden ist. Vor allem, wenn man eine „Ecke“ um eine Boje schwimmt. Direkt bei gleichem Effort 15 Sekunden unterschied. Am Ende habe ich mich für das kürzeste Intervall von 100m entschieden, da mein Coach im Training mir oft die Vorgabe gegeben hat, dass ich pro 100m 3-4 schnelle Züge machen soll, um zum Beispiel an den Füßen vor mir dran zu bleiben. Und wenn keine Füße da sind, dann um das Tempo wieder anzuziehen und hochzuhalten. Somit vibrierte es an meinem linken Handgelenk öfters. Und zwar deutlich schneller als ich mir das im Training gemerkt hatte. Mental ein super Boost, da auch vor mir ein Stand-Up Paddler unterwegs war in circa 50m Entfernung. Da musste die Amateurspitze sein. Etwas dahinter war eine Gruppe von 5-6 Startenden und danach kam ich solo. Das war circa bei 1000m.
Die Quallensituation war entspannt. Hin und wieder eine oder eine Handvoll beim Schwimmzug, aber nie so viele wie am Mittwoch davor. Ich war im mentalen Tunnel, weil die kleine Gruppe vor mir immer ein wenig näher zu mir kam. Bis auf das sich die zweite Boje extrem weit weg angefühlt hat, war es bis dahin ein super Schwimmen. Und nach wahrscheinlich der Hälfte, schätze ich, wurde ich an meiner linken Schulter überholt. Aber nicht schnell, sondern perfekt wie in Estland. 1-2 Sekunden schneller pro 100m und genau der Rhythmus von mir. Also kurz Blinker links und ran an die Beine. Danach ging es auch deutlich schneller zur 2ten Wendeboje und kurz zurück zum Strand. Auf diesem kurzen Stück war aber mein erster kleiner Fehler des Tages. Auf einmal waren nackte Waden vor mir. Profi Männer ohne Neo. Mist. Ich hab meinen Anschluss an den Zug verloren. Nach zwei Brustzügen habe ich gemerkt, dass ich links um die Profis musste, weil ich schon so in deren Haufen war und die schnelleren Beine innen rechts vorbei sind. Und die Lücke war schon mehr als eine Körperlänge.
Pech gehabt, dachte ich kurz. Aber es muss weiter gehen. Also war ich knapp 3 Meter links und hinter dem schneller Agegrouper als ich an den Pros vorbei war. Aber Glück im Pech: Anscheinend waren an meinen Beinen noch zwei weitere Interessierte am schnellen Schwimmen und haben die Lücke zugemacht. Und das konnte ich mir nicht entgehen lassen. Bis zur dritten Wendeboje hatten wir also eine vierer Reihe mit mir am Ende. Hier half dann das mentale Mantra immer mal wieder 3-4 schnelle Züge zu schwimmen, damit ich dranbleiben konnte. Das war es dann auch schon zum Schwimmen Schwimmen, denn wir kamen flott zur letzten Boje und mussten nur noch zurück zum Strand.
Von Vier auf Eins
Auf den letzten Metern aber noch deutlich vom Strand weg konnte ich sogar schon ein paar Sprünge wieder machen. Was mich da gewundert hat war, dass aus unserer schnellen vierer Gruppe zwei Personen direkt angefangen haben zu laufen. Also wo das Wasser noch für meinen Geschmack deutlich zu tief zum Laufen war. Und nach ein paar Sprüngen wurde es sogar wieder so tief, dass nochmal geschwommen werden musste, um schneller zu sein. So kommt man dann zwar als viert bester Schwimmer der Gruppe, zumindest als viertes Glied der Kette, um die letzte Wendemarke, aber als erster der Gruppe aus dem Wasser.
Der Weg zur Wechselzone war am Donnerstag mit Badelatschen noch eine gute Minute lang, aber danach fühlte es sich im Rennen gar nicht an. Ich wollte zuerst loslaufen, dann die Brille hoch tun und danach den Neo oben herum ausziehen. So hab ich es auch dann gemacht. Auf dem Weg waren einige Duschen mit nicht salzigem Wasser. Bis dahin hatte ich den Neo bei der Hüfte und auch dann einen Schritt kürzer getreten, um etwas Wasser über den Einteiler und in den Neo laufen zu lassen. Danach habe ich dann meinen Einteiler, welchen ich über die Schultern, aber mit komplett offenem Reisverschluss an hatte, zu gemacht und bin in die lange, lange Wechselzone weiter.
Beim Beutel hatte ich Glück und direkt einen Platz am Anfang der Wechselzone. Ich habe den Neo schnell aus bekommen, den Beutel ausgeschüttet und dann Badekappe und Brille direkt rein geworfen. Beim Neo hat es zwei Versuche gebraucht, aber dann war er auch drin. Im Beutel hatte ich meine Startnummer, den Helm und ein Gel. Außerdem hatte ich eine Wasserflasche und die habe ich kurz genutzt, um meine Füße abzuwaschen und einen tiefen Schluck daraus zu trinken. Die Flasche danach auch wieder in den Beutel und dann diesen zurück an den Ständer. Helm auf und zu und dann auf zum Rad. Das Gel in die Hand genommen und die Startnummer währende dem Laufen fix über den Kopf gezogen. Und dann beginnt das Radfahren. Im nächsten Blog.
Noch etwas für die ZDF Fans: Nach dem Schwimmen hatte ich laut Tracker im Nachgang 1:40 Minuten Rückstand auf den schnellsten Schwimmer – was beim Radeln noch wichtig wird – und hatte die dritt beste Schwimmzeit mit 50:18 und einer angeblichen Pace von 1:19. Auf meiner Uhr hatte ich etwas mehr als 3700 Meter in 50:07 gestoppt. Dabei natürlich alles mit Laufen und Delphinsprüngen mit dabei. Ich bin war sehr euphorisch als ich die Zeit dann auf dem Weg in die Wechselzone auf meiner Uhr gesehen habe und noch deutlich unter dem Ziel war. Das es am Ende 100m weniger und einige Meter mit Delphinsprügen waren ist für die geplante Endzeit an dem Tag egal. Ich war vor meinem Zeitplan und das war gut.
1 thought on “I am Italy – Das Schwimmen”