Die Sonne über Österreich

Es ist Freitag Morgen. Kurz nach 5 Uhr in der früh. Langsam wacht die Welt in der Umgebung auf. Erste Frühaufsteher fahren mit dem Auto in die Arbeit. Vereinzelt hat ein Bäcker schon geöffnet. Der Gedanke daran heute ins Büro zu fahren ist aber schon weit weit im Hinterkopf verschwunden.

Denn langsam geht die Sonne über den Österreicher Alpen auf. Langsam nähern wir uns dem Tagesanbruch. Ein kurzer Blick über die linke Schulter nach hinten und die in diesem Moment kommt das Honig-Kuchen-Pferd Grinsen. Es wird ein geiler Tag werden.

Das erste Etappenziel

Genau in diesen Momenten des Sonnenaufgangs muss an unserem Start unser Supporter aufgewacht sein. Knapp eine Stunde vor dem Hanntenjoch wollte unser Supportfahrer los, um uns am Fuß der Steigung einzuholen. Denn unser erstes Etappenziel für eine kleine, feine Frühstückspause war auf der Höhe oben. 

Noch hatten wir unsere Lichter an den Rädern an, um im dämmernden Morgen die ersten wirklichen Kilometer in Österreich zu fahren. Es war wirklich ein wundervoller Morgen und wir genossen die Auffahrt im ersten Anstieg. Wir wechselten uns schön ab und konnten das geplante erste Ziel super fix erreichen. Sogar noch bevor Sven uns mit dem Auto eingeholt hatte. Die Stimmung war super. Langsam verzog sich auch die frische Luft und die Weste konnte aufgemacht werden. Ausziehen sollte aber noch keine Option sein, obwohl es auf dem Weg auf das Hanntenjoch durchaus warm wurde beim Treten mit einer 53/39 – 11/28 Übersetzung.

Stimmung: 8000 Watt

Früher als erwartet ging es von der nun etwas belebteren Hauptstraße runter auf eine zunächst unscheinbare normale Straße links weg. Ich als blutiger Pass-Laie wusste ja nicht was auf mich zukommt. Aber schnell war mir klar: Wird sicherlich sportlich mit den fitten Jungs. Das Oberjoch ging ja superflott weg. Aber was das Hnntenjoch wohl bringen würde. Die nächste Stunde zeigte es.

Zunächst war auch hier super wenig Verkehr. Das Garmin Rücklicht meldete nur alle paar Minuten ein Auto von hinten, welchem wir am Rand Platz gemacht haben. Etwas quatschend, viel schnaufend und immer mit dem Ziel „Lagio 400“ im Kopf ging es bergan. 
Wir hatten unseren Livestandort an das Support Car geschickt und fragten uns langsam, wo es denn bleiben würde. Auf einmal blinkt der Wahoo auf, von hinten werden wir an gehupt und wundern uns jetzt was los ist. Aber klar: Das Support Car war da. 

Der Support Sven, die Gruppe und ich haben eine Leidenschaft für den @8000Watt Account auf Instagram. Mit dieser Stimmung und der Musik von Gigi D’Agostino als 8000Watt Titelmusik war die erste Hürde super schnell gemeistert. Die Sonne ging auf. Der DJ war am Start und wir hatten die ersten 100 Kilometer und bereits fast 2/3 der Höhenmeter gemeistert. Und dazu kam noch folgender Morgengruß am Etappenziel Nummer 1:

Die Abfahrt muss man auch fahren!

Oben auf dem Hanntenjoch bekamen wir gegen 6-7 (die genaue Zeit weiß ich gar nicht mehr) das erste mal unsere Flaschen und Gels aufgefüllt. Denn der Tag wird lang werden. Der Sonnenaufgang war nicht der einzige Wechsel zwischen Tag und Nacht. Aber zum Sonnenuntergang gibt es in einem weiteren Blog dann mehr.

Ich dachte mir: Wundervoll, erste Herausforderung geschafft. Weste offen, Lichter langsam ausgeschalten und der Tag bricht an. Falsch gedacht. Denn eine der unangenehmeren Challenges des Tages kam nach der kurzen Pause. Und zwar direkt danach: Die Abfahrt nach Imst. 

Kaum war die Sonne auf der anderen Seite wieder verschwunden, waberte ein dünner, aber deutlich zu kalter Nebel um uns herum. Die Abfahrt war nur dann Spaß, wenn man auf kondensierendes Wasser am Lenker steht. Und auf klapperende Zähne und kalte Finder. Es war arsch kalt und sehr unangenehm. Abfahren ist eh nicht meine Spezialität, aber das einzige Ziel war schnell unten im Wärmeren anzukommen. Ein paar Serpentinen, eine wundervoll Fahrbare Abfahrt (bei Wärme) und schon ging es wieder Flach weiter. Nächstes Ziel Reschenpass.

Der Reschenpass kommt. Bald.

Der Reschensee und der Reschenpass. Das nächste Etappenziel. Die ganze Tour in Etappen aufzubrechen war sicher smart. Einmal 100km hier. Dann weitere 85 Kilometer bis da; in unserem Fall eine kleine Ecke Schweiz, Österreich und Italien und dann waren es auch nur noch ein paar Meter bis zur Mittagspause. Und die Hälfte ist schon geschafft. Also einfach mal hochschalten, einfach mal Leben und um das Thema vom Anfang aufzugreifen: Einfach mal die Arbeit an einem Freitag sein lassen. Die nächsten Etappen kommen dann in Lagio 400 – Blog 3.

Einen schönen Sonntag euch. Liebe Grüße von einem hoch motivierten Tom am Hanntenjoch.

Tom Hohenadl