2016 habe ich meinen ersten Marathon hinter mich gebracht. Damals mit einem langen Lauf von 30 Kilometern in der Vorbereitung und ansonsten viel kurz und zu wenig lang. Wie weh das tut habe ich merken dürfen. Meine Beine waren total durch und in den Tagen nach Ulm ging damals nichts mehr.
Der Beitrag ist ein Rückblick auf das was ich 2016 erleiden durfte (freiwillig):
Mein erster Marathon in Ulm mit unglaublich – eigentlich sogar untertrieben – wenig Vorbereitung. Ich melde mich mal wieder aus den Tiefen der Wettkampfwochen. Es ging heiß her nach dem Wochenende am Walchsee:
In Friedberg bei Augsburg war 7 Tage nach dem Walchsee der Erste Halbmarathon der Saison auf dem Plan gestanden. Letztes Jahr habe ich auf der anspruchsvollen Strecke mit 4 Runden meine HM Bestzeit von 1h29m56s aufgestellt. Der Kurs ist eine 5,3 Kilometer Runde mit dem “Friedberger Berg” am Ende der Runde. 300 Meter länge und 30 Meter Höhenunterschied merkt man in Runde 3 und 4 deutlich. Am schwersten war es den Berg zum dritten mal zu laufen. Das Tempo wurde langsamer, das Lachen etwas weniger, aber ich habe mich durchgekämpft.
Am morgen war es noch sehr frisch und ich bin mit meinem Dad zusammen zum Start geradelt. Er hat mir einen schönen Geheimweg gezeigt. Dort war leider auch eine kleine Steigung mit drinnen. An dieser habe ich brav früh heruntergeschaltet um dann g´scheid in die Pedale zu hauen. . Da hat es schön das Schaltwerksauge zerlegt. Die letzten Meter waren dann zu Fuß den Berg hoch. Bereits jetzt wurde es angenehm war und die Sonne schien vom blauen Himmel herab. Punkt 10 Uhr ging es auf die Strecke.
Die erste Runde war ein guter Schnitt auf der Strecke und ich war auf der Zielzeit von 1h25m unterwegs. Nachdem es aber immer und immer heißer wurde und ich Walchsee doch etwas mehr spürte als ich gedacht habe wurde es immer langsamer. Die dritte Runde war deutlich hart und das Lachen war nicht mehr auf meinen Lippen als ich an meinen Freunden vorbei gelaufen bin. Es waren aber nur noch 5,3 Kilometer. Also Arschbacken zusammen kneifen und einmal rum um Friedberg.
Am Ende standen auf meiner Uhr 1h29m16s. Damit die Halbmarathon Bestzeit um 40 Sekunden verbessert. Die Woche danach lag ich leider mit einer Erkältung im Bett und konnte nichts für den anstehenden Marathon in Ulm machen. Keine Langen Läufe hieß das Ulm richtig Weh tun wird.
Und so war es dann auch. Im Konvoi ging es bereits um 6.30 aus Augsburg los nach Ulm. Früh genug um in Ulm Zeit zu haben alles zu finden. Die Startnummer 21 war dann schon etwas neues für mich. So eine niedrige Startnummer hatte ich in allen Wettkämpfen zusammen noch nicht. Was mich beruhigte war die Aussage an der Hummerausgabe: “Startnummer 21 ?!? Da haben Sie sich aber früh angemeldet.” Das nahm direkt alle Sorgen von mir, dass ich bei meinem ersten Marathon direkt performen muss. Noch Glücklicher machte mich der Starter mit Nummer 6 neben mir im Startblock. Er hatte noch 15 Plätze mehr Druck auf seinen Schultern. Wir nahmen das beide sehr locker und freuten uns auf das Rennen.
Die ersten 5 Kilometer gingen unglaublich leicht von den Beinen und vom Kopf her. Erste Verpflegung, ersten Kurven. Super Gefühl. Es neblig und leicht Kalt auf der Strecke wodurch es im T-Shirt doch sehr frisch war. Aber das sollte sich nach gut einer Stunde auch ändern. Bis zum Trennen von Spreu und Weizen bei Kilometer 19 tat sich nicht viel. Es lief alles sehr gut und ich konnte meinen Schnitt von 4.45 halten. Danach wurde es aber schlagartig einsam. Gefühlt waren es doch 6 Halbmarathonis auf 1 Marathon Läufer. Man kann das nun auf zwei Arten sehen: Endlich Platz zu Laufen oder So alleine ist das jetzt aber nicht das Gelbe vom Ei.
Glücklicherweise waren vor mir direkt 2 junge Herren die auch auf 4.45 unterwegs waren. Diesen konnte ich mich anschließen und auch bis Kilometer 25 sind wir gut in der Gruppe zusammen gelaufen. Es ging dann in das Labyrinth von Wiblingen. Sah auf der Karte wirklich sehr spektakulär aus. In Wirklichkeit war es aber sehr gut abgesteckt und klar zu erkennen wo gelaufen wurde. Sehr cool fand ich persönlich das Stück an dem man als Läufer fast 4 mal vorbei gekommen ist. Zunächst sieht man was noch vor einem liegt und beim 4ten mal ist man glücklich zu sehen welche Strecke man in diesem kleinen Ort bereits hinter sich gebracht hat. Ab Kilometer 25 konnte ich dann mit Stolz sagen das dies mein längster Lauf in diesem Jahr bisher war/ist.
So langsam begannen die Beine schwer zu werden und der Körper sich gegen die Geschwindigkeit zu wehren. Somit wurde die Durchschnittszeit pro Kilometer langsamer und bald war ich an der 5 Minuten pro K Marke angekommen. Das Stück zwischen der Idylle an der Donau und Ulm zog sich sehr. Das kurze Stück durch das Wonnemar von Ulm konnte zwar etwas Abwechslung in die Sache bringen, aber es tat schon sehr weh. 30 Kilometer waren geschafft und auf der Uhr standen 2 Stunden und 24 Minuten.
Der für mich schwerste Kilometer kam dann ziemlich bald. Die Brücke um Kilometer 33/34 über die Donau zog mir etwas den Stecker. Dadurch wurden meine Splits noch deutlich langsamer. Es war zwar Wunderschön auf der Backsteinbrücke parallel zu den Halbmarathonis zu laufen, aber es tat bereits so unglaublich weh. Man hört ja immer wieder: Die Kilometer 27 bis 35 sind hart. Was dann immer noch als 7 weitere Kilometer wieder einfach klingt, ist einfach nur Blödsinn. Die tun mindestens genau so weh in den Beinen. Im Kopf dafür nicht mehr. 7 hört sich zu 15 Kilometern deutlich besser an.
Auf dem Weg raus aus Ulm in Richtung Messe überholte mich dann der 3h30m Pacemaker und ich dachte schon: Sauber, den 4.45 Schnitt vom Anfang haste sehr gut gehen lassen. Es half ja nichts. Mitgehen auf einen 5er Schnitt konnte ich nicht mehr. An Jeder Verpflegungsstation ala Jan Frodeno angehalten und etwas getrunken und gegessen. Das Anlaufen war dann zwar immer hart, aber durchlaufen wäre noch härter gewesen.
Eine erste Erleichterung war die Wende an der Messe bei Kilometer 38. Hier schloss sich ein kleiner Kreis. Bei Kilometer 4 (vier!) habe ich mir noch mit einem Grinsen gedacht: YEAH. 10% Haben ich schon. Bei Kilometer 38 war es kein Grinsen mehr. Dafür waren es 90% die vor meinen Augen schwirrten. Positiv stimmte mich auch, dass ich trotz meinen schweren Beinen hin und wieder einen anderen Athleten für ein paar Meter mitnahm und dann an ihm vorbei gehen konnte. Es waren zwar nicht viel – so 3 vielleicht – aber das war schon cool. Die Endgültige Schlussmotivation kam mit dem Schild KILOMETER 40. Nachdem ich daran vorbei war hatte ich meinen längsten Lauf des Lebens. Das motivierte ungemein und ich konnte nochmal alles aus meinen Beinen raus holen. Einmal unter der Brücke hindurch, an den Kaffee und Kuchen, Bier und Brezln genießenden Zuschauern vorbei. Eine lange Rechtskurve bevor es auf zum Schaulaufen zum Münster ging. Ein grinsen im Gesicht und die Freude überwiegt jeden Schmerz. Die 200 Meter vor dem Ziel waren ein unglaubliches Gefühl. Der erste Marathon, die ersten 42200 Meter geschafft zu haben. Vor dem Ziel war dann noch ein kleiner Schlenker von rechts nach Links auf die “Marathon” Zielgerade. Geschafft.
Der 3h30 Pacemaker war deutlich zu früh vor mir im Ziel. Die hätten locker mich dafür nehmen können (leichtes zwinkern). Nachdem es die Medaille und das erste Wasser gegeben hat setzten die Schmerzen aber ein. Glücklich setzte ich mich auf den Boden im Zielbereich. Mein Pa und zwei Freunde waren da und beglückwünschten mich zu der unglaublichen Leistung. Zum Abschluss kann ich nur sagen: Super Veranstaltung, Super Wetter, Super Leute, Super Stimmung in den Stimmungsnester. Super Verpflegung nach dem Rennen. Unglaublicher erster Marathon.
Das Titelbild zu diesem Beitrag beschreibt am besten wie ich mich gefühlt habe. Jetzt weiß ich wie sich die 42 Kilometer anfühlen werden. Auch weiß ich, dass ich nächstes Jahr deutlich öfters Lange Dauerläufe machen werde. Weiter geht es bei mir erst in einer Woche. Dort treffe ich mich mit meiner Vereinstraininerin und wir erstellen einen Trainingsplan für mich und meine Ziele 2017. Das Hauptziel stehen weiterhin: Roth ins Ziel bringen. Kleine Nebenziele sind auch da. Eventuell in der Bayrischen Liga etwas mit dem Bike-Felix zusammen starten. Bisschen ins Duathlon Geschäft schnuppern. Und ein Bike Kriterium möchte ich einmal mit machen.
Wie genau alles aussehen wird: Steht noch in den Sternen.
Bis dahin,
Tom
Also ich war bei meinem 1. und bis Heute einzigen Marathon 5h10 unterwegs…… du siehst …zuerst mal schneller laufen und dann Tri ins Auge fassen 😉
Gruss „von_null_auf_21“ (Insta)