Aloha Hei. Los gehts
So. Es ist Mittwoch-Abend und ich war gerade kurz davor Schwimmen zu gehen. Aber dann habe ich eine Münze geworfen und mich für Balkon, Blog und (sogar) ein Bierchen entschieden. So sitze ich nun hier und genieße das schöne Wetter und denke darüber nach was alles in den Rennbereich kommen soll. (Im Nachhinein: Waren ganz viele Gedanken und ein paar habe ich dann schon gestrichen. Es ist ein langer Eintrag geworden und etwas frei von der Leber her geschrieben. Viel Spaß bei einer etwas längeren Lektüre).
Race Day in St. Pölten
Das erste, weil es gerade die aktuelle News ist: Den AK Titel beim Ironman 70.3 St. Pölten von diesem Jahr wird mir so schnell niemand nehmen. Denn gerade kam eine Mail in mein Postfach von Ironman, dass das Rennen nicht mehr stattfinden wird. Das ist wohl die einzig positive Sache die man aus einer solchen Mail ziehen kann. Und wahrscheinlich kann auch nur ich das.
Aber jetzt dazu wie ich am Wochenende ins Ziel gekommen bin. Im letzten Post habe ich den Weg bis zum Start am Steg in St. Pölten beschrieben. Das letzte Bild im vorherigen Post zeigt mich circa 2 Minuten bevor ich ins Wasser gegangen bin. Auf dem Steg habe ich mit den Händen etwas Wasser in den Neo gebracht, damit er beim Startsprung besser anliegt. Und dann ging es bereits los. Vor mir standen circa noch 20 bis maximal 30 Athleten, welche vorher ins Wasser gehen wollten. Auf dem Steg war circa 50 cm vor der Kante die Registrierungs-Matte abgeklebt. D.h. zu nah an die Matte und die Zeit läuft los. Also habe ich einen Moment gewartet bis ein Fleck im Wasser zum Eintauchen frei geworden war. Dann bin ich, soweit es ging, über den nassen Steg ins Wasser gesprungen und ab ging die Jagd nach der Frauen-Siegzeit von 2018.
Die ersten Meter bis zur ersten Boje waren wirklich kleine Positionskämpfe. Ich habe versucht Beine auf meiner rechten Seite zu bekommen. Ein Schwimmer wollte genau in die andere Richtung von rechts nach links. Das Triathleten im Wasser dann direkt die Wade greifen und ziehen müssen, dass verstehe ich leider nicht. Man kann doch die halbe Sekunde raus nehmen und dann an die Beine Schwimmen. Naja. Nachdem ich mich wieder nach vorne orientiert habe war ich auch aus dem gröbsten Raus. Ich bin schnell angeschwommen und habe versucht, die besten Beine vor mir zu halten. An der ersten 90 Grad Wende hatte ich diese gefunden. Und dann ging es ab. So schnell bin ich noch nie auf einer Mitteldistanz geschwommen. Der Kollege vor mir hat ein Tempo angeschlagen, welches selbst im Wasserschatten für mich sehr sportlich war. Zum Glück war die Orientierung super und wir konnte richtig Plätze gut machen.
Das Schwimmen
Die Besonderheit von St. Pölten ist ein circa 300 Meter langer Landgang. Da konnte ich etwas meine Liga-Erfahrung ausspielen und schnell aus dem Wasser raus ins Laufen wechseln. Das Ziel vorher war auf dem Trockenen soweit vor zu Laufen, dass ich wieder ein Paar Beinen vor mir hatte. An zwei oder drei Leuten bin ich zwar vorbei, aber der Kollege, welchen ich für die zweite Hälfte ausgesucht hatte, war beim Sprung in den See nicht so flink. Also bin ich vor ihm ins Wasser und er hinter mir her. Was für mich dann auch okay war. Ich hab mich auf mein Tempo eingestellt und bin los geschwommen. Die Route war ziemlich einfach: 400 Meter gerade, Wende, 400 Meter gerade zurück.
Bei der dritten Wegboje kam dann der Schwimmer aus meinem Wasserschatten an meine Hüfte und dann neben mich. Bis zur Wende sind wir so dann nebeneinander geschwommen. Er hatte die Innenbahn an der Wende und das habe ich ausgenutzt. Durch den etwas längeren Weg bin ich sauber in den Wasserschatten gekommen und habe die letzten Meter doch noch die guten Beine gehabt.
Der Tracker hat für mich eine Schwimmzeit von 27:17 ergeben (inkl. Landgang; Dauer ca. 60 Sekunden laut Garmin Auswertung und Tracker). Und damit bin ich super Zufrieden. Vor allem war ich schneller als der am Ende dritte Profi. Das gab mir eine gewisse Genugtuung.
Beim ersten Wechsel war ich so flott unterwegs, dass mein Papa die Kamera noch nicht in der Hand hatte als ich aufs Rad bin. Dafür wusste ich dann aber, dass ich nach dem Sprint zwischen den zwei Seen schon 50 Sekunden auf Platz zwei in meiner AK hatte. Da funktionierte das Timing System wirklich Klasse und die Tracker App war ein super Helfer für meine Helfer.
Auf das Rad bin ich mit einem weiteren Starter, so dass ich die Strecke durch die Vorstadt bis zur Autobahn vorgezeigt bekommen habe. Im Vergleich zur letzten Saison habe ich meine Wechsel schon verbessert und sogar hier Zeit gut machen können. Mehr als Neo aus und Helm auf, Startnummer an war es auch nicht. Etwas unglücklich bin ich eine Reihe zu Früh in die Räder, so dass ich an meinem Rad unter der Stange durchschlüpfen musste. Das war aber auch der einzige kleine Fehler bei meinen Wechseln. Ich hatte noch Socken im Wechselbeutel, aber die Sonne war schon so stark, dass ich die mit dem Neo gleich wieder in den Wechselsack gesteckt habe.
Die Geschichte der Autobahn
Jetzt aber zurück auf die Strasse. Und zwar auf die große Strasse. Auf die Autobahn hatte ich mich schon die ganzen Tage zuvor sehr gefreut. Und entsprechend habe ich nach der Auffahrt direkt Druck gemacht und bin an dem Fahrer vor mir vorbei. 12km Kopf runter und Treten. Der Wind stand so gut, dass ich mit 240 Watt Schnitt (laut Strava) einen Schnitt von 49,2 kmh hin bekommen habe. Die Ansage von der letzten Wochen waren zwar ein paar Watt mehr, aber ich habe mir gedacht, dass auf der Autobahn bestimmt einige Körner schon verballert werden würde. Die Ansteige sollten ja noch kommen.
Und die erste Welle kam schon kurz nach der Autobahn. Bis auf einen weiteren Starter habe ich niemanden bis dahin gesehen gehabt. Und dann hatte ich direkt zwei vor mir. Eine Profi-Dame und einen Berg-Fuchs, welcher über die Welle drüber wieder etwas Abstand gewonnen hat. Oben war die erste von zwei Verpflegungsstationen auf dem Kurs. Da bin ich mit meiner Renn-Verpflegungsstrategie einfach durch gefahren. Runter die Welle und auf eine Bundes-Landstrasse. Durch etwas mehr Watt und vielleicht eine etwas bessere Position auf dem Rad konnte ich dann am Berg-Fuchs vorbei fahren. Frau Nummer 2 und 3 wurden dann auch eingesammelt. Erst nach 40 Kilometern kam ein Fahrer von hinten und hat sich für ein paar KM an mein Hinterrad gehangen. Danach ist er vor und wir sind mit 20 bis 100 Metern Abstand dahin geflogen. So ging das weiter bis zum großen Anstieg der Radstrecke. Und da habe ich etwas weniger Watt als geplant hoch gedrückt. Zwar waren es fast die ganze Zeit über 300 Watt, aber eben halt ein bisschen weniger als geplant …
Was mich da gepushed hat waren die Top Frauen. Weil ich endlich auch einmal ein paar Namen und Starterinnnen kannte. Laura Zimmermann und Anna-Lena Pohl hatte ich bis zur Spitze und auf dem Weg nach unten bin ich an Julia Gayer vorbei. Sie ist für meinen Geschmack sehr vorsichtig, fast zu vorsichtig, abgefahren. Vor allem da ich auch einige Sekunden in den Abfahrten habe liegen lassen.
So auch in der letzten langen Abfahrt. Mein Highspeed war bei 79 und der von meinem Kumpel hatte 10 Umdrehungen mehr. Da kann ich wohl in Zukunft noch etwas daran arbeiten. Auf jeden Fall ging es dann in die Wechselzone ala „Augen zu und Durch“:
Rad Race Pace
Auf dem Rad hatte ich kurze Aussetzer des Wattmessers auf der Autobahn, deshalb fehlen die Wattwerte von circa 5 Minuten. In Summe wird es am Schnitt nicht viel ändern. Am Ende standen statt der geplanten 280 Watt NP 272 auf der Uhr. Mein maximaler Puls war kurz nach der Wechselzone und dann wieder vor der Wechselzone.
Die Radzeit war mit 2h20m13 zwar schnell, aber es wären sicher noch ein paar Minuten (zwei im besten Fall) drin gewesen. Für Nizza werde ich dann auf der Radstrecke wohl etwas mehr Risiko gehen auf der Radstrecke, damit ich da etwas Zeit raus bekomme. Die Entscheidung, ob ich ein Rennrad oder Zeitrad nehme, muss ich noch treffen. Hat hier jemand Erfahrung mit der 70.3 Radstrecke in Nizza: Tipps nehme ich gerne entgegen.
Abschließend kommt noch das Laufen, wie wir alle Wissen. Und da ging es für mich richtig Rund. Zwischenzeitlich war ich mal auf Platz 2 in der AK Liste, aber dabei sollte es leider nicht bleiben. Aus der Wechselzone heraus kam ich an meinem Informationsstand vorbei:
Wenn die Zeit (fast) zu gut ist
Und so sah es aus als ich dann nochmal fragen musste: 7 Minuten Vorsprung auf Platz 2 in der AK. Noch ein Ding mit dem ich nach der Erfahrung von Zell nicht gerechnet habe. So weit so super für mich. Und dann ging es wirklich los mit dem Laufen. Den Radfahrer mit einigen Metern Vorsprung nach dem Radfahren hatte ich schnell wieder aufgeholt. Trotz Vorsprung und Überholen habe ich versucht konstant durchzulaufen. Da ich die Strecke nicht kannte bin ich auf eine negative Split Strategie gegangen. Also etwas langsamer losgelaufen als auf dem Raceplan stand. Und das ganze war auch sehr gut so, denn es sollte noch verdammt hart werden. Die erste Runde habe ich bis auf kleine Anstiege sehr konstant gelaufen.
Nach der ersten Runde wurde es dann zum ersten mal etwas voller um mich herum. Mehr Radfahrer waren jetzt auf der Laufstrecke, aber auf dem Weg zurück von Laufrunde 1 war nur die zweite Dame und direkt danach dann kam meine Motivation für Runde 2. Der Michi hat mich in Runde zwei so gepushed, dass ich nochmal hart gekämpft habe. Denn mein Vorsprung bei KM 6 war bereits bei 10 Minuten auf Platz 2 in der AK. Da war der Drang doch etwas geringer weiter zu pushen. Mein Ehrgeiz hat mich dann schon angetrieben, dass ich im privaten Duell vorne bleibe. Aber etwas eingebrochen bin ich zwischen KM 11 und 16 doch. Da habe ich im Vergleich zur ersten Runde bei den KM 14 und 16 je 25 Sekunden unterschied gehabt. Das ganze Segment auf Strava war dann auch 1.5 Minuten langsamer.
Nach 20, 35 und 45 Minuten habe ich mir meine eigenen Gels reingehauen. Danach habe ich mir noch an jeder Verpflegungsstation versucht denn Zerfall meiner Laufleistung etwas weiter einzuschränken. Und es war mehr ein „Rein, rein, rein“ in den Körper als ein Fokus auf eine Ernährungsstrategie. Und ein Kampf dagegen, dass ich noch überholt werde. Auf den letzten Metern ist dann zwar noch der Berg-Fuchs wieder an mir vorbei, aber dafür habe ich den kleinen Kampf unter Freunden noch gut ins Ziel gebracht.
Und da saß ich dann erstmal auf dem Boden. Denn jeder weitere Schritt war wirklich hart. Der Pulsanstieg die letzten KM zeigt mir im Nachhinein, dass ich wirklich an meine obere Grenze gegangen bin. Denn normal komme ich nur in Intervallen an die 180 Schläge. Jetzt waren die letzten 2 KM bei diesem Puls.
Achja. Es gab ja noch die Frauenzeit vom letzten Jahr. Das erste mal habe ich beim Laufen auf die Uhr gesehen als ich wieder den Zielbereich hören konnte. Und da standen 4 Stunden 10 auf der Uhr. Da war ich mir sicher, dass ich die Zeit von Laura Philipp schaffe. Am Ende standen 4 Stunden 13 Minuten und 51 Sekunden auf dem großen Zielbanner, welchen ich auf Grund meiner Erschöpfung schon nicht mehr mitbekommen habe.
Da ist das Ding: NICE 2019
Aber in Summe hat es für die Nizza Quali und Platz 1 in meiner AK gereicht. Das ich von Platz 3 beim Radfahren auf Platz 5 zurück bin zeigt, dass beim Laufen der Einbruch vielleicht vermeidbar und vielleicht noch ein wenig Potential vorhanden ist. Aber selbst trotz des geringen Zeitverlusts beim Laufen bin ich super, mega, unglaublich froh, dass ich so ein schönes Rennen hatte. Und noch glücklicher bin ich über den Pokal und den Coin für das Rennen in Nizza:
Und das Rennen in Nizza bestimmt auch die kommenden Wochen und Monate. Am Sonntag geht es auch mit dem ersten Schritt mehr an die Limits auf dem Rad: Pushen bei „Rund um Köln“. Danach kommen zwei Liga Rennen bevor dann der 8 Wochen Block vor Nizza im Plan ist.
Diese Woche regeneriere ich noch und ab kommender Woche wird wieder fleißig gearbeitet.
Auch wenn der Beitrag nun ein etwas längerer Roman geworden ist: Danke fürs Lesen, die Glückwünsche und das Mitfiebern.
sportliche Grüße
Tom
Hi Tom schöne Beschreibung. Und nochmal Glückwunsch zu Nizza.
Beate