Jetzt kommt Teil 3 der Nizza Story von mir. Wie angekündigt möchte ich so ein kleines Rennfeedback zur WM in Nizza geben. Zunächst war es eines meiner bisher größten Triathlon Events. In die Reihe packe ich mal Roth und St. Pölten. Und das waren organisatorisch schon absolute Highlights. Und daran möchte ich mein Feedback jetzt orientieren. Ich baue das Ganze in Blöcken auf und versuche mein Pro und Contra zu den einzelnen Phasen geben.
Über den Ausverkauf von Startplätzen
Ich fange einmal mit den Startplätzen und der Orga an. Das Rennen, der Startplatz und das Event hat in Summe ziemlich genau so viel gekostet wie eine Label-Langdistanz. Also schon einmal eine Premium Startgebühr für das Rennen. Deshalb hatte ich auch den Anspruch, dass das Event und der Support Premium sind. Der Athlete Guide war ausnahmsweise mit wenig Werbung und viel Inhalt gefüllt. Auch war der Guide sehr früh verfügbar. Weiter war es das Standardverfahren von Ironman und Active. Da kommt direkt das erste Mal die BWL Brille mit der Active Fee. An der zweiten Stelle der Ausverkauf von Startplätzen z.B. beim Ironman in Frankfurt. Aus meiner Sicht hat hier Ironman nur auf den Profit und nicht auf den Athleten geblickt um mehr Starter auf die bereits schon sehr volle Strecke zu packen. Overall war die Pre Race Orga ab der Quali in St. Pölten bis zum Rennen in Nizza sehr angenehm.
In Nizza ging es dann los mit den Startunterlagen, der Expo und der Pasta Party. Expo und Startunterlagen waren super gelegen zwischen den beiden Wechselzonen. Die Pasta Party und das englische Racebriefing war knapp 20 Minuten zu Fuß weg. Bei der Pasta Party war im Anschluss das englische Racebriefing. Leider war zum Ende der Pastaparty das Essen schon weg und auch kalt. Das Racebriefing war dann etwas langwierig und an manchen Ecken nur da um einen Spirit zu generieren wie es auf Hawaii ist. Auch das Motto fand ich da zu sehr „ausgelutscht“. Es war fast öfter zu hören als die Sponsoren der bestimmten Rennabschnitte. Generell ist der Spirit ja erstrebenswert, aber dann doch etwas das näher am Athleten ist. Jetzt aber zum Rennen an der Küste.
Die Wechselzonen waren maximal 5 Minuten auseinander. Also für ein großes Rennen mit zwei Wechselzonen ist das super. Der Checkin und Checkout waren dementsprechend gut organisiert. Nur die Menge an Rädern je Radständer war meiner Meinung nach viel zu hoch. Ein Rad konnte nicht aus dem Radständer genommen werden ohne ein anderes Rad zu berühren oder zu verschieben. Jeder Athlet der früh aus dem Wasser kommt hat ein Problem, weil er die anderen Räder berühren muss. Für jeden der später aus dem Wasser kommt ist es ebenfalls bescheiden, weil das Rad herumgeschubst wird/wurde. Ob an der Küste noch ein paar Meter mehr frei gewesen wären kann ich nicht einschätzen. Ansonsten war die Wechselzone gut ausgestattet. Viel Personal, gute Security und auch einige Dixies. Leider war das Klopapier schon nach der Hälfte aller Startwellen leer. Entsprechend durften wir in den letzten Startwellen länger laufen, um die Watt pro Kilo zu optimieren.
Ein Rennen mit Ecken und Kanten für Athleten
Zum Schwimmen gibt es nicht viel zu sagen. Die Startwellen waren sehr gut aufgeteilt und die Blöcke gut organisiert. Es waren genug Helfer vorhanden vor dem Start und auch im Wasser hat man viele Boote und Helfer gesehen. Ob Taucher vorhanden waren weiß ich nicht 😉
Die erste Wechselzone sollte mit Duschen ausgestattet sein, aber ich habe keine gesehen. Die Ständer waren die normalen Ironman Ständer und entsprechend war es wie bei den anderen Rennen auch. Einen spitzen Beutel Service wie in Roth gab es hier leider nicht 😀 Aber so viel Mitdenken kann man von uns Athleten ja erwarten. Auch wenn es mich die eine oder andere Sekunde gekostet hat, weil es doch sehr viele Beutel gewesen sind.
Jetzt komme ich zum Startfeld und damit der Menge an Startern. Es waren sehr viele Starter auf einem sehr engen Kurs und meines Erachtens nach zu wenig Helfer an der (Lauf-)Strecke. Laut Ironman waren 3000 Helfer über das Wochenende unterwegs. Wenn ich das mit einem Rennen in Roth vergleiche, dann sehe ich hier bei weniger Startern und nur einem Tag in Roth, fast doppelt so viele Menschen als Helfer. (70.3 ist kürzer, ja, aber in Roth wird auch eine 90km Runde gefahren …). Vor allem der Mangel an Helfern wurde dann deutlich als ich auf der Laufstrecke war. Dort wo es logistisch am einfachsten ist Becher auf zwei Seiten auszugeben und mit den Ressourcen fast eine doppelte Menge an Athleten zu bedienen. Leider waren aber zu wenig Helfer da, um Becher anzureichen oder gar zeitnah nachzufüllen. Auf der Radstrecke hingegen war die Menge an Helfern aus meiner Sicht sehr gut. Die Getränkestände hatten genügend Helfer (circa 3 je Tisch bei 5 Tischen). Vor allem aber wurde in der Abfahrt nahezu jede Aus- und Einfahrt von einem oder mehreren Personen „bewacht“. Das fand ich für die anspruchsvolle Abfahrt sehr lobenswert. Zusammenfassend: Die Helfer waren zum Teil ausreichend vorhanden und an anderer Stelle leider etwas unterbesetzt.
Die Menge der Starter in Nizza war hoch. 5700 Athletinnen und Athleten an zwei Tagen. Durch meine (teilweise) BWL-Brille sehe ich zunächst nichts daran, dass Angebot und Nachfrage zu einer Vergrößerung des Startfelds führen. Auch Ironman muss überleben 😉 Wenn ich dann aber die Triathleten-Brille aufsetze, dann sehe ich ein Startprozedere das auf dem Papier sehr gut aussieht und alle Starter gut auf die Strecke verteilt. Wenn ich es aber in der Praxis sehe, wie die Abfahrt gefahren werden musste, wenn man als Starter das Ende der vorherigen Startgruppe erreicht hatte, dann muss ich dem Expansionsdrang doch sehr wiedersprechen. Würde sich das Feld auf die knapp 120 Minuten Startzeit verteilen, dann wäre alle 1,94 Sekunden ein Starter (sehr einfach gerechnet hier). Das dies nicht der Fall war wusste ich schon vor meinem Start beim Blick auf die früheren Startgruppen am Ende der Wechselzone. Eine Spur auf eine Strasse auf welcher Hütchen auf den Begrenzungstreifen stehen, ist für die Menge an Athleten einfach zu wenig. Die einzigen Abschnitte die jeder in einem angenehmen, individuellen Tempo fahren konnte war nach den ersten Rampen bei Kilometer 15 bis zur Spitze des Col de Vence. Gesamt war das wohl 1/3 der gesamten Strecke, aber fast 50 % der Fahrzeit. In Summe kann man dann wohl ein Auge zudrücken. Aber für mich hätten es gerne 90km Bergauf gehen dürfen (Das liegt aber an meiner Abfahrtszeit).
Das Problem der vielen kleinen Dinge
Bereits beim Racebriefing am Donnerstag wurde angekündigt, dass die Wasserflaschen auf der Radstrecke kleiner als die Norm sein werden. Bereits da hatten wir am Deutschen Tisch etwas Bedenken: „In der Abfahrt würden wohl mehrere Flaschen auf der Strecke liegen“. Die größere Überraschung kam dann am Sonntag an der ersten Verpflegungsstation: Die Flaschen waren nichtmal Rennradflaschen sondern die Standard (billig) Plastikflaschen aus dem Supermarkt. Also nicht sehr stabil oder robust. Ob man bei einem Premiumevent die paar Euro pro Flasche pro Starter sparen muss?
Als letztes Stand der Wechsel zum Laufen an. Hier war es weniger voll als in der ersten Wechselzone, weil etwas mehr Platz war. Trotzdem bin ich dem ein oder anderen verwirrten Starter vor mir fast ins Hinterrad gelaufen. Entsprechend war das Laufen dann auch wieder voll. Aber es war weniger Anspruchsvoll sich auf die anderen Starter zu konzentrieren, da die Strecke vor allem auf dem ersten Teil der Runde sehr breit gewesen ist. Das einmal ein größerer Pulk vorhanden ist, ist bei jedem Rennen so. Auch die Schilder und die Absperrungen waren sehr gut. Vor allem im Abschnitt mit sehr vielen Zuschauern war das notwendig, ansonsten wäre wohl der Solarer Berg beim Laufen ausgebrochen. Ob das gut oder schlecht gewesen wäre sei mal dahingestellt. Mehr gibt es zur Laufstrecke nicht zu sagen.
Die großen Pro Punkte im Vergleich zu anderen Events: Es stand Weltmeisterschaft auf allen Artikeln.
Die Punkte an denen es der Anspruch sein sollte, dass es ein Premium Event ist: Wasserflaschen sollten doch eher Standard Radflaschen sein, das Essen sollte warm sein, die Becher auf der Laufstrecke sollten nicht ausgehen. Wie ich gehört habe sind auch die Medaillen am Sonntag im Ziel ausgegangen. Also allgemein die Mengen-Kalkulation dürfte optimiert werden. Auch finde ich den geringen Platz an den meisten Stellen der Strecke, für die Zuschauer, verbesserbar. Achja, 40 Euro für eine Person zu der Pastaparty … Unglücklich für ein Großevent