Tempo machen leicht gemacht
Jetzt habe ich gerade noch ein kleines Zeitfenster gefunden, um hier im ICE meine Gedanken zur Nike „Wunderwaffe“ aufzuschreiben.
Vergangene Woche habe ich mich dann doch einmal an die Bestellung des Schuhs gewagt. Nach vielen Fragen an andere Läufer und fleißigem Lesen im 4% Thema, hatte ich zunächst meine Zweifel, ob ich mit breitem Vorderfuß überhaupt in den Schuh passe. Denn meine Laufschuhe sind in der Regel eine halbe bis ganze Größe größer als ich mit „normalem“ Fuß tragen würde. Mit New Balance bin ich die vergangenen Jahre sehr gut gefahren und auch Saucony Kinvara ist ein Schuh, welchen ich nun wieder Laufe.
Was steckt hinter dem 4%
Aber auch nach der ein oder anderen Aussage, dass der Nike enger sei, habe ich das Experiment (mit kostenloser Rücksendung, für den Fall der Fälle) gewagt.
Und das Ding ist vergangenen Donnerstag zuhause gewesen. Leider habe ich es nach der Arbeit nicht geschafft den Schuh vor dem Firmenlauf zu holen und direkt im Rennen zu versuchen. Das war aber auch gut, weil man Material ja immer vorher probieren sollte .. und weil es für das Slalomlaufen definitiv bessere Schuhe gibt.
Der Nike und der New Balance
Und damit komme ich zum ersten Feedback: Der Schuh hat mehr Dämpfung als alle Schuhe die ich derzeit zuhause habe. Sneaker, Hausschuhe, Strassenschuhe, alle. Für einen Schuh der eine Carbonplatte integriert hat ist der Schuh „weich“. Würde ich zumindest einmal sagen. Und Weich ist er nicht nur an der Sohle sonder auch das Obermaterial. Es ist kaum eine Faser die Steif ist integriert. Es gibt keine Zunge im klassischem Sinn, sonder das Material ist durchgängig gewebt (oder so.. bin ich zu wenig Textiler für). Also passt sich der Stoff auch an meinen breiten Vorderfuß verhältnismäßig gut an. Ich kann mit dem Schuh ohne Anstossen an den Seiten laufen. Gegenbeispiel sind leider Fizik Radschuhe von denen ich gerne in paar gehabt hätte. In diesen bin ich bei jedem Tritt mit der Außenseite an den Boa-Verschluss und die „harte“ Schuhwand gekommen. Zurück zum Nike. Das was er an Komfort und Weiche hat spielt er in den Kurven nicht aus. Da haben die Norweger schon die richtigen Überlegungen angestellt (Tri Mag Podcast vor einiger Zeit): Auf kruvenreichen Triathlon Kursen ist der 4% „schwammig“. Gefühlt bin ich in den Kurven mit dem Fuß etwas von der idealen Geraden nach außen gekippt.
Dafür ist das Gefühl auf den gerade umso besser. Vortrieb und Antrieb in einem. Wie habe ich das ganze versucht zu testen: Ich habe mir meinen derzeitgen Rennschuh genommen (NB 1500v4) und bin in dem Schuh losgelaufen. Meine Freundin hatte im Fahrradkorb den Nike mit dabei. Die Testeinheit bestand aus 4×15 Minuten was sich schnell auf 4×4 km geändert hat. Die 15 Min sollten gesteigert sein und am Ende etwas schneller als das 70.3 Tempo sein. Gewechselt habe ich den Schuh immer am Ende der 4km und dann noch etwas im anderen Schuh getrabt. Das Traben war dazu da, um wieder ein Gefühl für den anderen Schuh zu bekommen.
Der erste Eindruck der ersten 4km mit dem Nike war, dass ich bei gleichem Puls (in gleicher Laufrichtung auf dem gleichen Weg) 5 Sekunden schneller gelaufen bin. Der zweite Eindruck war, dass es auch dann gegen den Wind sich angenehmer angefühlt hat. Während ich mit dem New Balance manchmal etwas tiefer Atmen musste ging es mit dem Nike sehr gut. Ich schreibe das mal dem ersten „Placebo/Mental“ Effekt zu. Aber den gibt es eben auch zu betrachten.
The Vaporfly Effect
Der zweite Eindruck war, dass der Nike nur auf geteerten Strassen seine großen Vorteile ausspielen kann. Kies oder Waldboden waren nicht ganz so „schnell“ wie der Teer. Und auch kam wieder der Effekt des Ausweichens auf die Seiten dazu. Auch laufe ich mit dem Schuh einen anderen Laufstil. Während ich mit meinen NB und Saucony (und auch Asics oder Adidas früher) versuche immer sehr Vorderfuß-lastig zu Laufen, hat mich der Nike zu einem Aufkommen mehr in der Mitte des Fußes gebracht. Der gleiche Stil wie im New Balance war komisch und fühlte sich falsch an. (Auch geht dann die Sohle viel schneller an diesen Stellen verloren…).
Der ist trotzdem ganz schön teuer
Abschließend kann ich trotzdem sagen, dass die Einheit am Sonntag richtig Spaß und Lust auf mehr gemacht hat. Mit circa Einem Euro pro Kilometer Laufleistung muss ich mich noch anfreunden. Mal sehen, wie lange der Schuh hält. Bis Nizza werde ich ihn auf jeden Fall noch in den zwei Rennen am Möhnsee und in Willich testen. Damit der Schuh wenigstens das Tempo kennt, was ich im Traum gerne mal auf eine Mitteldistanz laufen würde.
Ob es dieses Gefühl nun Wert ist 200 oder mehr Euro in einen Laufschuh zu investieren.. Das wird sich hoffentlich in den kommenden Wochen und Monaten zeigen.
Dieser Text war für alle, die derzeit an der Stelle sind an der ich vor 2 Wochen war. Investiere ich das Geld oder kaufe ich mir lieber 2 Paar andere Laufschuhe und bin zufrieden. Ob der Schuh wirklich 4% ökonomischer ist als andere Schuhe: Ich weiß es nicht, es fühlt sich aber sehr gut an auf gerader geteerter Strecke mit dem Schuh ein wenig zu ballern.
Was ich noch gehört habe ist, dass der Nike für Strecken bis zum HM gut ist und danach der Hoka bis zum Marathon seine Stärken ausspielt. Außerdem kann man den Nike mit dem Hoka wohl nur auf die Gemeinsamkeit der Carbonsohle reduzieren. Die Anwendungsgebiete scheinen da anders zu sein.
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