Zwei Tage ist das geile Rennen vom Walchsee nun her. 48 Stunden schwere Beine und ein müder Körper. Also wie versprochen etwas zu meinem Rennen am Walchsee, der Euro und der Vorbereitung auf das Rennen. Es war ein wundervoller Sonntag mit einem 99% perfektem Tag. Viel Spaß beim Lesen.
Meine erste Mitteldistanz
2016 habe ich meine erste Mitteldistanz am Walchsee gemacht. Ziemlich grün hinter den Ohren und ohne Wissen über ETU oder Europameisterschaft bin ich damals gestartet. Alles war neu und die Mitteldistanz noch eine verdammt lange Strecke. Seitdem ist viel passiert und in den 5 Jahren seit meinem ersten Rennen bin ich verdammt viele Meter geschwommen, geradelt und gelaufen.
Für die Ausgabe 2021 habe ich mich auch erst von 6 oder 8 Wochen angemeldet als mein Trainings-Buddy gesagt hat, dass er am Walchsee startet. Kurz den Coach gefragt, ob es in die Estland Vorbereitung passt und dann direkt angemeldet. Dieses mal auch für die Euro.
Einkaufliste: DTU Einteiler
Die erste Herausforderung war einen DTU Einteiler zu bekommen. Danke an dieser Stelle an das Forum und die beiden Personen mit DTU Einteilern auf Reserve für unser Rennen. Es hat perfekt geklappt und wir haben beide Einteiler souverän ohne Schrammen ins Ziel navigiert. Soviel vorweggenommen. Die zweite Challenge war die Vorbereitung: Aus Langdistanz und Grundlage wurde Langdistanz und zwei schnellere Einheiten pro Woche. Einmal Mitteldistanz-Koppeln (i.d.R. Mittwochs für 3h Rad und ca. 1h Laufen) und einmal ein Tempolauf unter der Woche. Den Rest im Trainingsplan haben wir gleich gelassen. Also viel Umfang und lange, damit in Estland die Körner auch bei Kilometer 35 noch da sind.
So gingen die Wochen auch sehr schnell ins Land und da war der Rennmonat, die Rennwoche, der Renntag. So nervös war ich schon lange nicht mehr. Vielleicht sogar bisher nur vor Roth 2017. Ich war super angespannt. Vor allem die Wochen vor dem Walchsee wollte ich nichts mehr falsch machen und mich perfekt auf das Rennen vorbereiten. Von Augsburg aus hatte ich den Luxus an zwei Wochenende für Strecken-Checks auf dem Rad und beim Laufen an den „Zahmen Kaiser“ zu fahren. So bin ich die echt anspruchsvolle Radrunde vor dem Rennen sieben Mal in zwei Wochen gefahren. Luxus Möglichkeit für mich, welche ich an den Tagen bei jeweils perfektem Rennwetter genossen habe.
Der Luxus für jeden: Streckenecheck
Mit Streckencheck, Form auf einem ersten Peak für die Mitteldistanz und einem perfektem Hotel direkt am See für das Rennwochenende, konnte „nichts (außer Material, Magen, Kopf, Beine …) mehr Schief gehen. Und das habe die Tage vorher mental gemerkt. „Was wenn der Reifen platzt, was wenn ich einen platten bekomme“. Das waren meine größten Sorgen vor dem Rennen und ich habe mich echt öfters verrückt gemacht. Geschaut, getestet und wieder geschaut. Wie gesagt: Sehr angespannt. Was auch mal an der ein oder anderen Stelle auf meine Reise-Crew übergegangen ist. Am Ende war ich einfach froh, dass alles gehalten und gepasst hat. Wir sind am Donnerstag angekommen, haben entspannt am Freitag den SwimSkin getestet, weil der See sooooo warm war, und am Samstag die Pre-Race Routine gemacht (30 Min Rad, 20 Laufen). Die Beine fühlten sich etwas Bescheiden an; Für mich das geilste Gefühlt vor dem Rennen, weil ich danach immer meine besten Leistungen gezeigt habe.
Und so sollte es am Sonntag auch kommen. Nach ein paar Fragezeichen bezüglich Check-In und Wechselzone-Öffnungszeiten war aber am Samstag auch alles vorbereitet. Pizza, Pasta, Gummibärchen und dann mehr oder weniger gut schlafen und um 4.45 aufwachen und hell wach sein. „Wie sehr haben Sie den Race-Morgen vermisst? TOM: JA!“. Es war ein mega schöner Morgen. Früh dampfte der See noch etwas von der Kühle der Nacht und langsam ging die Sonne für einen wundervollen Tag auf. Kein Regen und schon war etwas Anspannung weg. Das Rad um 7 Uhr fertig gemacht und dann direkt zurück ins Hotel und nochmal auf den Balkon gesetzt. Und wir hatten wirklich kurze Wege: 200m zum Ziel und 500 zur Wechselzone.
Race-Day-Ready
Aber selbst die kurzen Wege und die Zeit auf dem Zimmer vor dem Start brachten mich am Ende etwas in Stress. „Wer am nächsten an der Schule wohnt, kommt doch am öftesten zu spät“. Zu spät waren wir nicht am Start, aber etwas Hektik kam die letzten 25 (eigentlich 30 Minuten) doch auf. Kurz Einlaufen, dann den Neo hektisch angezogen, weil es in 15 Minuten schon los geht. Noch 10 Minuten und eine 1.5L Flasche Wasser in den Neo gekippt, da wir uns nicht einschwimmen dürften. Ein Paar schöne Kreise durch die Luft und eigentlich noch 5 Minuten bis zum Pre-Start. Dann tippte mich mein Trainings-Buddy auf die Schulter und sagte: Die Stellen sich schon vor und es geht los. Wie gesagt: Etwas Hektik kam dann doch auf. Flink sprang ich vor und drücke mich noch an dem ein oder anderen vorbei, so dass ich auf Position 15 bis 20 am Start stand.
Aus Hektik wird ein Malerisches Schwimmen
Startzeit: 9.00 Uhr, Wann ging es los mit unseren Einzelstarts: 8.55. Fand ich persönlich auch ganz gut, weil ich den ganzen Morgen, nach dem Check-In meiner Sachen nur noch darauf gewartet habe. Diese Anspannung endlich los zu werden und zu zeigen, dass ich diesen Winter schon verdammt viel gearbeitet habe. Die Leistung zu bestätigen, welche im Training wieder und wieder geübt wurde. Dann ging es endlich los: drei zwei go, drei zwei go, drei zwei TOM! Langsam mit Uhr am Anschlag und ein paar anderen Athleten vor mir ging es auf die kleine Startrampe, Über die Zeitmessmatte und rein ins Wasser. Ziel war eine kleine Insel mit ein paar Bäumen, etwas rechts der Ideallinie auf dem Weg zur weißen Wendeboje. Motto: Gegen den Strom. Denn viele der anderen Starter orientierten sich an der Orientierungsboje, welche deutlich nach links innen versetzt war. Müsste ich schätzen 30-50 Meter mehr. Schnell war ich raus aus dem nach links orientiertem Gewimmel und schwamm ab 100m allein. Und das auch bis circa 150m vor dem Ziel.
Im Training üben wir konstant Dauerschwimmen mit 3-5 Schnellen Zügen nach jeder 100er Wende. Das hat sich jetzt so im Kopf festgesetzt gehabt, dass ich bei schwerer werdenden Armen ein paar schnelle Züge gemacht habe. Da ich allein war und vor mir nur noch eine Hand voll (wie viel genau weiß ich gar nicht mehr) anderer Starter waren, konnte ich wirklich „schön schnell schwimmen“ (Zitat meines erstes Schwimm-Coaches mit 19). Das ich unter 26 Minuten brauchen würde: NO way. Hätte ich sofort unterschrieben, wenn mir das jemand vorhergesagt hätte. Mit Neo war mein Ziel eine 26.48 (steht zumindest so in meinem Tagebuch). Eine fette Minute schneller: Würde ich sofort wieder kaufen für den Ironman in Estland. Als zweiter Agegrouper (nicht von der Zeit aber an Position 2 der Starter) bin ich mit einem Deutschen und einem Italiener in die Wechselzone gekommen.
Dort war der erste Verbesserungspunkt zu 100%: Dieser verdammte Kienle-Effekt mit einem nassen, engen Einteiler. Eigentlich war der Weg lang genug. Eigentlich hatte ich mich genau darauf vorbereitet, eigentlich wollte ich 20 Sekunden sparen. Aber nur eigentlich. Am Ende musste ich mir etwas Zeit nehmen um die Ärmel des Einteilers sauber über die Ellenbogen zu bekommen. Nicht dramatisch, aber für ein 100% Rennen wäre hier Potential.
In der Wechselzone habe ich mir 3 Gels in den Einteiler gesteckt, den Helm auf und die „optionale“ Startnummer umgezogen (Better Safe than sorry, bevor ich dafür eine Zeitstrafe bekomme). Alles rum und rauf aufs Bike, wo ich fast dem Italiener beim Aufsteigen drauf gefahren wäre. Beim Aufspringen habe ich natürlich erstmal auf die Schuhe geschaut und bin langsam gerollt. Wir wären an dieser Stelle fast mit den Rädern aneinander geraten; Also ich meinem kommenden Begleiter für die ersten 30 Kilometer. Aber wir haben das noch auf Grund lauten Rufens von Zuschauern gemerkt und sind dann mit Druck auf die Strecke.
Demnächst in Teil 2: Rad und Lauf
Nachdem ich bereits mit dem Text oben bereits bei zwei Word-Seiten bin, habe ich den zweiten Teil weggenommen und werde ihn in einem Teil 2 veröffentlichen mit weiteren Bildern vom Rad und Laufen.
Außerdem fehlen im ganzen Blog noch weitere kleine Sachen wie Überholmanöver von Profi-Herren (die eine Runde weiter waren) oder das verlieren meiner Kontaktlinse bei 65kmh in der Abfahrt. Oder der Talk nach dem Rennen im Finish-Bereich mit Lasse Ibert oder Nick Emde (Schnellster AK-Athlete Offene Wertung).
Sehr interessant und leserlich geschrieben. Weiter so 🙂
1:22 min/100m auf dem 1900er, im Freiwasser und mit Neo ist stark! Schön zu sehen, dass deine Schwimmleistung nicht absackte, trotz Pandemie mit geschlossenen Bädern. Arbeite weiter an dir! Die richtige Technik und das Wassergefühl ist der Schlüssel!