Weiter geht es mit der Challenge vom Walchsee: Ab auf das Fahrrad und rein in die Laufschuhe. So zumindest der Plan nachdem ich fast aus der Wechselzone heraus in einen anderen Starter gerollt wäre.
Wo ihr das nachlesen könnt: Hier in Teil 1 vom Euromeister-Blog. Aber jetzt ab auf die Radschuhe und auf die Bundesstrasse nach Kössen. Viel Spaß beim Lesen.
Das Radfahren: Ein Traum
Das Radfahren war ein Traum. Ich greife schonmal in T2 vor. Mein Coach steht an der Wechselzone (mit Betreuer-Armband) und sagt mir grob die Zeiten durch. Ich grinse und ziehe meine Socken an: „Das hat Spaß gemacht. Das Radfahren war geil“, leicht außer Atem aber mit richtig Bock aufs Laufen.
Aber warum war es so geil: Die Strecke war trocken, die Abfahrten ohne Schmutz, die erste Runde waren wir zu zweit vorne Weg. Wir hatten einen Vorsprung von fast einer Minute am Wendepunkt vor Walchsee und wir hatten das gleiche Tempo für 30 Kilometer. Richtig zusammenarbeiten konnte man auf der Strecke nicht, aber das war mir nach ein paar Kilometern an zweiter Position auch egal. Ich habe meine Watt getreten und bin auf dem Weg von Kössen zurück nach Walchsee vorbeigestiefelt und wollte eine größere Lücke als 2 Sekunden haben. Bis zur Serpentinen Abfahrt lief das super, aber beim Stück bergan bin ich etwas konservativer gefahren und auf Position zwei zurück. Zum Glück kannte ich die Strecke schon so gut, dass ich in den Abfahrten immer ein paar Sekunden wieder zufahren konnte. Race-Course Anschauen: Empfehlung selbst bei lokalen Rennen. Jede Entscheidung, welche bereits vor dem Rennen getroffen wurde, muss im Rennen nicht mit Energie und Konzentrationsverlust getroffen werden.
Runde 2: Mehr Verkehr, Trotzdem Ballern
Auf der zweite Runde war ein leicht anderes Bild. Mit 50 durch Walchsee war es schon enger. Die Agegrouper aus dem offenen Rennen strömten auf die mega geniale Radstrecke. Und das war ein zweiter Anspannungspunkt vor dem Rennen: Wie voll wird es vor allem auf den engen Teilstücken werden. Der ein oder andere Pulk war vor mir, aber das Rauschen der Scheibe hat an mehreren Stellen durchaus gut geholfen.
Ein „Achtung“ zur Sicherheit und schon war ich auch vorbei. Vor mir durften bereits die ersten Frauen auch vorbeigekommen sein, so dass es nicht überraschend gewesen sein durfte. Auch die Verpflegungstationen auf dem Rad waren super und es war, als ich unterwegs war, immer genug für alle da. Das coolste Stück war die Abfahrt von Schwendt nach Kössen in Runde zwei: Mit fast 68kmh für 2.5km den Berg praktisch heruntergeflogen. Das hat richtig Spaß gemacht, vor allem auch für mich „Abfahrt-Amateur“ auf der anspruchsvollen Strecke. Das hat nochmal richtig Selbstbewusstsein für die Serpentinen in Runde 2 gegeben.
Am Ende war es nicht mehr spektakulär und Meter für Meter ging es näher zur Wechselzone 2. Am letzten Wendepunkt vor der Einfahrt nach Walchsee habe ich auch meinen frühen Begleiter knapp 30 Sekunden hinter mir wiedergesehen. Durch die Agegrouper habe ich etwas den Überblick verloren und dann aufgehört mich umzublicken. In der Wechselzone war ich als erster der ETU Starter, nachdem ich das Rennen auch davor wohl schon angeführt habe. Mein Coach gab mir als erstes mal die Abstände nach hinten durch. Und dann kam mein Spruch zum Radfahren, welchen ich oben bereits genannt hatte. Es hat wirklich mega viel Spaß gemacht und ich war super Zufrieden mit meiner Radleistung. Ich hatte am Ende 286 Watt NP und 26x Watt AVG. Die Anstiege bin ich zwischen 300 und 340 Watt hochgefahren und die Abfahrten so effizient wie möglich runter. Der Rest war bei knapp 280 bis 300 Watt in der Ebene. Den Rest dazu findet ihr komplett auf Strava.
Hin und her: Welcher Schuh ist am besten
Für das Laufen habe ich mich für den Next% entschieden, da der Alpha für mich besser auf Teer ohne viele Untergrundwechsel und auf geraden Strecken funktioniert. Der Next% hat mich in Kempten bereits bei meiner PB auf den Halbmarathon super nach vorne gebracht. Socken an, Gelflasche mit 4 Powerbargels und etwas Wasser in die Hand, Cap gegen die Sonne auf und los ging es.
Fokus war konstant zwei Runden mit der Zielleistung von 340-350 Watt und damit Pace von 3.40 bis 3.43 anzulaufen. Es fühlte sich zwar nicht locker oder leicht an, aber gut. Die Pace fühlte sich an, als ob ich das heute nach Hause laufen kann. In den ersten 3 Runden habe ich immer von meiner Gelflasche genommen und in den Verpflegungstationen nur Wasser zu mir genommen. Erst in der vierten Runde war meine Gelflasche leer und ich habe mir noch ein Gel bei den lauten Jungs mitgenommen.
Meter für Meter wie ein Uhrwerk
Beim Laufen selbst kam kein Einbruch. Es war heiß, Thomas Steger flog nach 3 Kilometern an mir vorbei und drückte mir an der Steigung auf der anderen Seeseite einfach 15 Sekunden auf 500 Meter rein. Und ich war mit meinen 3.40 auch nicht langsam unterwegs. Sehr beeindruckend was die Profis nochmal vor uns Amateuren sind und wie stark die hinten raus laufen. Für mich selbst war genau diese Steigung der mentale Motivationspunkt im Rennen. In der ersten Runde stand eine Pace von knapp über 4 Minuten, als ich oben war. In Runde zwei, mit den ersten Zwischenständen im Kopf, waren es schon 3.58. In Runde 3, meiner manchmal mentalen Tiefstelle bei circa 60-70% der Strecke, waren es sogar 3.55. Ich glaube, dass so kleine Ziele mich wirklich stark gemacht haben beim Lauf. Ich wusste wann ich welche Zeit laufen will und kann und als ich von Runde zu Runde eine schnellere Pace den Anstieg hoch bin, kam die Motivation für eine starke Schlussrunde.
(Im Nachinein ist mir klar, dass in Runde 1 der Schnitt so niedrig war, weil der Kilometer noch nicht so lang gelaufen war und in Runde 2 und 3 war schon mehr Distanz im Flachen hinter mir. Ist mir das im Rennen aufgefallen: Nein. Hat es mich deshalb motiviert auf die Uhr zu schauen: Verdammt, ja und wie).
Die heiße Supporter-Hotline
Kurz vor der Wechselzone stand der Schwager meines Coaches, da es ein paar Athleten gab, deren Chip nicht funktioniert hat. So auch bei meine Radbegleitung. Mit heißer Telefonleitung zwischen Strecke und Wechselzone wurde 500m weiter der Abstand nach hinten durchgegeben. 35 Sekunden in Runde 1, „Du baust den Vorsprung aus“ in Runde zwei und in drei war es gar keine Angabe mehr. Neben den Zeiten habe ich auch noch richtig Dampf unter dem Po bekommen von meinem Hotel Roomie, welcher extra für das Rennen vorbeigekommen ist. Danke an alle Begleiter, die mit uns Triathleten zu den Rennen fahren und die Anspannung vor und während dem Rennen aushalten. Danke euch.
Es war das fast perfekte Rennen. Neben dem Anzug in Wechselzone 1 und der Hektik vor dem Start war noch ein wenig mehr drin beim Laufen. Zumindest habe ich mich so gefühlt. Ich wollte in der letzten Runde kein Risiko mehr eingehen bis zum letzten Mal den Anstieg am Camping Platz hoch. Ich bin mein Tempo weitergelaufen und habe mich auf mich fokussiert. Im Nachhinein hätte ich die letzten 5, vielleicht 8 Kilometer das Tempo noch etwas erhöhen können. Das wären am Ende vielleicht 15, vielleicht 20 Sekunden bei der Laufzeit gewesen. In Summe waren es Kleinigkeiten zum perfekten Rennen. Das eine Prozent, welches hoffentlich in Estland dann rauskommt.
Ernährung: 400g zum Sieg
Was dafür wirklich gut gelaufen ist war meine Ernährung. Ich hatte 250ml Maurten vor dem Start (circa 35g Carbs), 1.25L Maurten (500ml Aero Flasche, 750ml hinter dem Sattel) auf dem Rad (circa 190g Carbs) dazu am langen Anstieg jeweils noch ein Gel mit 25g Carbs, beim Laufen 4 Gels in meiner Gelflasche (100g Carbs) und ein Gel einer Verpflegungsstation (Nochmal 25g). Also in Summe bin ich auf knapp 400g Kohlenhydrate auf 3 Stunden und 53 Minuten Race Time gekommen. Mein Ziel waren solide 90 Gramm pro Stunde. Das ich 100g pro Stunde drin behalten habe stimmt mich super positiv für die Langdistanz und dass ich dort auch genug Ernährung aufnehmen kann.
Und ja: Ich habe das in den letzten 6 Wochen im Training auch trainiert. Ich bin in keiner Einheit unter einer Stunde ohne Carbs aus dem Haus und vor allem bei den langen Radfahrten über 3 bis 5 Stunden hatte ich immer genug für mind 70g Kohlenhydrate pro Stunde am Start.
That Finish Line Feeling
Im Ziel angekommen war ich einfach über Glücklich, dass ich angekommen bin, dass wirklich ein Triathlon stattgefunden hat, mein Material gehalten hat, ich meine Trainingsform auch wirklich am Tag zeigen konnte, die Ernährung geklappt hat und ich einen perfekten Test für Estland hatte. Meega Gefühl mit mega Support vor dem Rennen und dann auch auf der Strecke.
Es würde noch so viel mehr geben, aber mit 2600 Wörtern an dieser Stelle belasse ich es und hoffe, dass ihr euch hier einmal durchgekämpft habt.
Danke fürs Lesen und bis Estland, weil danach fällt viel Trainingszeit erstmal weg und ich bringe vielleicht den ein oder anderen Gedanken mehr hier wieder unter.
Euer Tom