Der Unterschied beträgt 9 Tage. 9 Tage bis zu meiner zweiten Langdistanz. 9 Tage bis zu meiner ersten „richtig“ vorbereiteten Langdistanz. Roth 2017 war zwar meine erste Langdistanz aber mit nur drei Läufen über 30km in der Vorbereitung wird es dieses Jahr die erste Langdistanz mit wirklich guter Vorbereitung.
Los ging das ganze bereits letztes Jahr: Anmeldung für das Rennen in Tallinn, „the Rona“ und das (für mich ganz gute) Schieben des Starts auf 2021 und dieses Jahr eine nahezu perfekte Vorbereitung. Nachdem das A-Race schon seit August letztes Jahr fest stand, war auch die Vorbereitung dahin schon geplant. Nur einen kleinen Dämpfer habe ich im Februar mit Problemchen im linken Knie gehabt. Aber selbst das war nach 2 Wochen Fuerteventura vergessen.
Sogar ein paar Laufwettkämpfe, eine PB auf den Halbmarathon und ein Liga-Rennen in Schongau habe ich jetzt in den Beinen. Aber das Highlight der Vorbereitung war das Rennen am Walchsee. Mit ein wenig Mitteldistanz-Pace im Training ging es auf der Strecke richtig heiß her für mich. „Wie viel Selbstbewusstein willst du? Tom am Walchsee: JA!“.
Nochmal zwei Schritte zurück
Aber bevor ich jetzt über das Rennen in Tallinn spreche, möchte ich kurz zum Rennen in Schongau in der Liga was schreiben. 2019 bin ich noch in Uerdingen in Liga 2 unterwegs gewesen. Jetzt bin ich zurück in Schwaben und starte für den „RSC Kempten“ in der Regionalliga Bayern (Liga 3). Die Jungs, das Team, die Motivation sind so richtig da. Es macht so Spaß Triathlon auch als Teamsport zu sehen und mit dem Ziel „Aufstieg Liga 2“ mit 8-9-10 Motivierten unterwegs zu sein.
In Schongau hatten wir das erste Rennen der Saison (und hoffentlich nicht das letzte, aber sieht derzeit leider so aus). Nach Sturzfluten und Regen, auch in Bayern, war an Schwimmen nicht zu denken. Selbst die Altstadt von Schongau standen am Abend des Rennens (Start 18.30) Straßen gut unter Wasser. Die Motivation war bis zur Startaufstellung nicht sehr hoch. Ich wäre sehr gerne geschwommen und hätte einen Triathlon gemacht. So wurde das Rennen kurzfristig zu einem Duathlon aus 5km Laufen, 35 Radfahren und 5km Laufen.
Für uns als Team war das aber in Summe besser. So konnten wir in der 4 Personen Spitzengruppe nach dem ersten Lauf 3 Kemptner – inklusive mir – platzieren. Mit Windschattenfreigabe und guten Beinen auf dem Rad ging der Express vorne weg. Bis auf Lukas Krämer konnte auch von hinten niemand an uns heran fahren. Das hieß: Wechselzone 2 mit 3x Kempten und 1x Lukas Krämer. Aber der „Kempten-Express rollte an Lukas vorbei“ (schrieb er selbst auf Instagram). Rene und Yannic aus dem Team haben dann, nachdem ich beim Radfahren versucht habe viel Führungsarbeit zu leisten, damit wir weg bleiben, den Bayrischen Meister unter sich entschieden. Am Ende waren es Platz 1, 2 und 3 für uns als Team und Platz 1 der Liga-Wertung für das Team.
Also eine zweite gelungene Generalprobe für das Rennen in Estland.
Lets Talk Langdistanz
Die Vorbereitungsrennen sind also perfekt gelaufen. Die Motivation kickt gerade heute zum ersten Mal richtig. Die HRV Messung zeigt „Stress“ an, aber nur weil die Motivation für den langen Tag in knapp einer Woche unter die Haut kriecht.
Heute morgen habe ich folgendes Video über den Australischen Schwimmcoach bei Effortless Swimming gesehen:
Allein die 8 Minuten haben eine Gänsehaut erzeugt. Dazu noch die letzte „richtige“ Trainingseinheit gestern mit 3.5h Radfahren und 30 Minuten laufen war super. Für Estland „muss die Form jetzt da sein„.
In Estland wird im See geschwommen, es geht 2 Runden mit je 250 Höhenmetern an die Küste und etwas wieder ins Landes innere und es wird am Hafen und dem Stadtzentrum gelaufen. Die Strecke mit den wenigen Höhenmetern, einer klaren Schwimmstrecke und einer 4 Runden Laufstrecke taugt mir bisher sehr. Mal sehen, ob ich nach der Streckenbesichtigung am Sonntag weiterhin so begeistert bin. Man sagte mir, dass der Wind in Estland durchaus pusten kann. Aber dafür habe ich mein Setup vorbereitet. Und ihr wolltet bereits vor einiger Zeit einen kleinen Setup/Umbau-Blog. Here you go, weil viel mehr gibt es vor Estland auch nicht mehr zu sagen.
Das Rad-Renn-Setup
Die größten Änderungen am Fahrrad seht ihr auf dem Bild hier. Zunächst habe ich statt eines neuen Rads einen Bruchteil des Gelds in eine Ultegra DI2 investiert und das Rad „up-gecycled“. Jetzt bin ich auf dem TT mit 4 Schaltknöpfen elektronisch unterwegs. Außerdem gab es auf Grund eines Defekts meiner Kurbel ein neues Powermeter mit 53/39 (hinten werde ich 11-25 fahren).
Am spannensten sind aber die Storage Optionen:
- 500ml Elite Aero Flasche für Gel-Mischung
- 1L Flasche hinter dem Sattel im Profil-Design Halter, auch für eine Gel-Mischung
- Top-Peak Oberrohrbox für Gels. Es passen knapp 5 Powerbar Gels in die Box.
- Von einem Kumpel kurzfristig gedruckte Aero-Toolbox hinter dem Sattel. Es passen Schlauch, Kartuschen, Reifenheber, Pumpenadapter und Ventilverlängerung sehr gut rein. Nur am Gewicht werden wir in Version 2 noch arbeiten.
Ich werde in Estland meine Citec Disc fahren und als Vorderrad darf ich mir von einem Freund das 80mm DT Swiss Vorderrad ausleihen. Wir haben für das Rennen die Aerothan Schläuche von Schwalbe eingebaut. Außerdem gibt es noch eine neue Kette, welche heute aufgezogen wird.
Zum Glück spielt das Gewicht keine so große Rolle beim Rennen in Estland, sonst hätte die Fahrer + Rad Kombination sicherlich noch viel Potential. Sowohl bei Fahrer als auch bei Radmaterial.
Verpfelgungsplan und Race Day Outfit
Ich habe jetzt viel Platz am Rad für Verpflegung, aber noch nicht genug um autark die Langdistanz Radstrecke zu schaffen. In Estland gibt es Enervit, was mir immer einen schleimigen Hals macht. Deshalb ist meine Strategie, um trotzdem 90-100g Kohlehydrate aufzunehmen, die „Special Needs“-Tüte nach 90km.
In die 1.5L am Rad bekomme ich knapp 230g Carbs mit Maurten. Dazu habe ich pro Runde noch 2 Gels als Reserve in der Box. Bei 90km nehme ich das gleiche an Flaschen nochmal auf. Somit habe ich 3L Getränke mit 460g für circa 4.5h Radfahren. Direkt nach dem Schwimmen und als Backup die Gels in der Oberrohrbox. Beim Laufen werde ich es wie am Walchsee machen: 5 Gels in die kleine Handflasche und 2 Gels im Wechselbeutel. Den Rest müssen dann die Verpflegungsstationen regeln. Aber mit 7 Gels komme ich über 2 Stunden beim Laufen.
Das ganze passt zum Glück auch in meinen neuen Einteiler. Ich darf dieses Jahr im PR Suit von Castelli starten (welcher das einzige gesponsorte Produkt in diesem Beitrag ist. Danke an Fujitsu, meinen Arbeitgeber an dieser Stelle). Ich finde die Taschen von dem PR Suit endlich mal durchdacht und praktisch. Sie sind nicht gerade und zu fest zu, sondern leicht schräg und gut zu greifen. Sowohl beim Laufen als auch auf dem Rad.
Es ist angerichtet
Die Vorbereitung ist durch und die Motivation ist da. 130km Schwimmen, 6776km Radfahren und 1434km Laufen in 2021. Viele € an Material und noch mehr Geld in Gels und Iso. Jetzt sind es „nur“ noch 9 Tage und ein paar lockere Einheiten und es geht los.
Start ist am 7.8.21 um 6.30. Ich versuche weit vorne zu starten, weiter vorne aus dem Wasser zu kommen, gut mich zu Ernähren und bei Kilometer 32 beim Laufen die letzten 10km, die letzte Runde, stark durchzuziehen und nachdem ich alles gegeben habe ins Ziel zu kommen.
Dann bin ich zufrieden.
Meine Startnummer ist die 31. Ich freue mich auf das Rennen und ich hoffe, dass ich ein paar Updates auf Instagram für alle posten kann. Bis dahin, Euer Tom