Ich würde behaupten, dass ich gut in meiner neuen Heimat Düsseldorf angekommen bin. Im Schwimmtraining kenne ich viele Namen, die Radstrecken gehen hin und wieder schon ohne GPS Navi und ich wurde sogar zum ersten Trainingslager eingeladen. Es war privat organisiert und ging über das vergangene lange Wochenende. Ein solides 3 Tage Trainingslager im Herbst bzw. zum Winteranfang. Was macht man da wohl besonders. Viel draußen Radfahren war bei Nieselregen und doch frischen Temperaturen nichts für mich. Trotzdem hat einer aus unserer Gruppe den Gravel Ride zur Unterkunft in der Dunkelheit durchgezogen. Aber dafür hat er die erste Schwimmeinheit des Schwimmwochenendes verpasst. Ja genau. Herbst, Nass von oben, also auch Nass von unten. Und damit Achtung vor tieffliegenden Wortwitzen.
Ab ins Becken: Schwimmen
Am Freitagmittag ging es los von Düsseldorf in die tieferen Ebenen des Potts, um dort für 3 Tage 4 Schwimmeinheiten und zwei lockere Läufe durchzuziehen. Vor dem Wochenende hatte ich meine Standardeinheiten im Verein am Montag und Mittwoch schon durchgezogen, so dass ich mit wenigstens minimalster Form in die Intensitäten hatte einsteigen können. Und um ein Trainingslager solide zu bestreiten sind die Standarddaten notwendig. Also ging es Freitag mit Einschwimmen, ein wenig Technik und ein paar kurzen Intervallen mit abschließenden Tests los. Mein Ziel war vor allem die Standortbestimmung seit Nizza, da ich nur unregelmäßig im Becken gewesen bin und ich auch sonst weniger auf die Kraft für das Schwimmen geschaut habe.
Es war am Freitag sogar mein erster echter 400 Meter Test auf der Langbahn. Und auch der erste Test bei dem ich die Rollwende durchgezogen habe. Kein Blick auf meine Uhr während des Schwimmens, da von draußen gestoppt worden ist. Wir sind zu viert los geschwommen mit ein wenig Varianz in der Zeit. Der schnellste schlug nach 5.12 an, 15 Sekunden dahinter war ich und weitere 15 danach die anderen beiden. Zunächst war mein Ziel so konstant wie möglich zu schwimmen. Die ersten 100 fühlten sich super an. Sogar der Atem blieb nach den Wenden nicht zu lange weg. Auch die zweite Bahn war sehr angenehm. Mit circa 1.19 und 1.22 auch relativ konstant unterwegs, wenn ich den Start herausrechne. Aber schon bei der dritten Bahn gingen dann die Arme etwas zu und die Zeit ist doch nochmal etwas langsamer geworden. Die vierte Bahn war dann ein Kampf gegen den mentalen Krampf… Mit der 5.27 auf der Langbahn bin ich für dieses Jahr schon super zufrieden.
Schwimmen und Testen
Dazu kam noch ein 200 Meter Test in 2.35, welcher stark angefangen war, aber auch stark nachgelassen hatte. Die ersten Hundert auf 1.14 und die zweiten entsprechend auf 1.21. Ja, sowas nennt man dann Absaufen.
Am Samstag ging es weiter mit zwei Einheiten. In der Früh stand vor allem das Wassergefühl auf dem Programm und Meter machen. Mit 4000 Metern am Morgen war schon eine sehr solide Grundlage vorhanden. Aber spannender war die Einheit am Samstagnachmittag. Denn hier war der zweite, für mich neue Test, auf der Agenda: Swim-Stroke-Test. Oder so ähnlich. Das Prinzip ist eine definierte Geschwindigkeit zu halten, bei uns die Olympische oder Mitteldistanz Pace, und dabei die Züge von außen zählen zu lassen. Mit 86 Zügen auf 100 Meter war ich bei knapp 1.20 als Pace. Das bin ich dieses Jahr zwar nicht auf der Mitteldistanz geschwommen, aber in der kommenden Saison wäre ich über eine 25 Minuten Zeit sehr happy.
Der wirkliche Test bestand aus 2 Teilen. Zunächst war es die Aufgabe die Pace zu halten und dabei weniger Züge zu benötigen. D.h. 100 Meter, 1.20 Pace, 84 Züge. Das Ganze auf 4 Wiederholungen (86,84,82,80 Züge circa) und bei jeder Bahn sollten es weniger Züge werden. Für mich bestand dann schon die Herausforderung das Tempo zu halten und die Züge zu zählen. Ich habe es zwar geschafft die Züge zu reduzieren, aber jeder Reduzierte Zug war auch gleich eine Sekunde auf der Uhr. Also an der Kraft im Zug und auch der Zuglänge kann ich arbeiten. Der zweite Teil waren wieder 4 Wiederholungen, aber diesmal sollte die Frequenz gleichbleiben und die Geschwindigkeit erhöht werden.
Mehr Kraft im Becken
Also 86 Züge pro 100 Meter und die Geschwindigkeit sollte von 1.20 auf 1.18/17/16 verbessert werden. Hier hatte ich mehr meine Stärke, auch wenn ich mich bei den letzten beiden 100 Metern doch öfters verzählt hab. Ich glaube, dass ich immer bei meinen 86 herausgekommen bin.
In Summe war das ein für mich sehr guter Test, da meine Technik laut gutem Schwimmer schon relativ sauber ist, aber entsprechend die Kraft für einen schnellen, langen Zug noch etwas fehlt. Entsprechend werde ich wohl mehr Zeit im Winter neben dem Stabi-Training für die Wasserlage in stabiles Training für die Muskelkraft investieren.
Um die 20KM für die gesamte Woche vollzumachen sind wir am Sonntagmorgen nochmal für 15×100 Meter ins Bad gegangen. Davor standen knapp 1200 Meter „warm“ schwimmen auf dem Programm. Es waren bei uns allen eher 1200 Meter Muskeln lockern, damit bei den 1500 überhaupt etwas geht. Basierend auf den Zeiten der Freitagstests war die Zielzeit für mich bei 1.26. Ja, ganz habe ich es nicht immer geschafft. Aber unter die 1.28 wollte ich dann nicht fallen, so dass ich meine Arme für eine weitere Kraftvolle Verwendung am Sonntag ausknockte.
In Summe waren es 14,6 Kilometern an drei Tagen mit ein wenig Flossen, ein wenig Paddles, genügend Technik und viel Teamgeist, um die Meter durchzuziehen. Und besonders gut waren die Technik Übungen, da der Stress eines Bahntrainings im Verein unter der Woche nicht auf die Bahn überschwappte. So konnten wir alle sauber alle Technikübungen durchziehen. Zumindest war so mein Eindruck. Auch das Tempo ist bei Technik Training im Verein in der Regel deutlich zu hoch für meinen Geschmack. Da hat der Reisverschluss oder die Ente mit genügend Abstand doch mehr Spaß gemacht, als im Vereinstraining. Aber vielleicht sollte ich hier einfach selbst mal das Tempo rausnehmen und jeden, der schneller Schwimmen möchte gerne vorlassen. Mal sehen, ob ich das mit mir vereinbaren kann.
So viel wie noch nie
Soviel zu einem langen Schwimmwochenende. Die Staffel in Roth kann für mich kommen. Wenn ich da meine Zielzeit für die Mitteldistanz mit 1.19 pro 100 Meter auch durchziehen kann, dann war es der „perfekteste“ Schwimmwinter, den ich mir vorstellen kann.
Viele Grüße, Tom