Winner Winner Möhnesee Dinner
Möhnesee Vorbereitung
Ein paar Kleinigkeiten gibt es zum Setup vom Möhnesee zu sagen. Der Parkplatz ist 100 Meter von der Wechselzone und Zielbereich entfernt. Wer (viel zu früh) kommt, der hat einen guten Platz und sehr kurze Wege. Auch die Helfer sind super und sagen dir direkt, wenn du den besten Platz in der Wechselzone willst, dass dort nur die Volksdistanz startet. Denn die WZ war so aufgebaut, dass der Ausgang zum Rad und Laufen in der Mitte der Wechselzone war, so dass man bei der Olympischen Distanz Meter mehr machen musste. Da war es wieder mehr Glück als Planung, dass ich schon so früh da war. Gefragt, gesagt: Ja, Plätze in der Wechselzone sind First Come First Serve. Und da hatte die WZ schon offen. Also bin ich zum Auto gesprintet und habe das Rad raus, aufgebaut und noch an den (zweit) besten Platz gestellt. Denn der Eingang vom Radfahren war auch der Ausgang zum Laufen. D.h. Der Weg war dann doppelt zu nehmen und je näher man zum Ausgang steht, desto weniger Meter waren es in der WZ.
Jede Sekunde zählt
Das Rennen
Jetzt aber einmal zum Rennen. Der Start war ein Tanz im Wasser. Es gab keine „offizielle“ Startlinie oder keinen Startbereich. Nachdem der Kurs ein Dreieck war (Start und Ende an der unteren Spitze) sind wir Starter immer weiter gewandert und gewandert. Bis es kein Dreieck mehr war sondern mehr ein komisches Viereck. Die Ideallinie mit der kürzesten Strecke zur Wendeboje lag einfach 50 Meter weiter rechts als das Start Tor. Und immer mehr Starter sind in den letzten Sekunden vor dem Start gewandert. So habe ich mich den Damen und Herren angeschlossen und bin weiter nach rechts und weiter und weiter und weiter bis an die Stelle an der es fast im 90 Grad Winkel zur Boje gegangen ist. Und dann ging es los. Uhr drücke, 8000 Züge ins Wasser bringen und ab ging es. Den Start habe ich sehr gut erwischt, so dass ich die ersten 100 Meter sogar ganz vorne war. Aber dann kam ein echter Schwimmer und löste mich ab. Die ersten 500 Meter konnte ich folgen, aber ab der Wendeboje war ich weg und wieder allein. Der Schwimmer machte einen Ausflug und schwamm sicher 40-50 Meter mehr zwischen Wende 1 und 2, aber war trotzdem deutlich vor mir an der zweiten Wendeboje.
Der Verlust des Fokus: Das Denken
Worauf ich selbst achten muss: Wenn ich alleine Schwimme, dann merke ich auch im Rennen, dass der Fokus etwas schwindet, die Arme langsamer drehen und der Druck nicht mehr bis ganz hinten ist. Am Möhnesee ist es mir so passiert, dass ich dem Führenden nachgesehen und dann etwas raus genommen habe. Ich merke, dass der Druck und Fokus auf das Schwimmen fehlt, wenn ich zu viel über andere Dinge als mich selbst und mein Tempo nachdenke. Und das habe ich dann gemerkt. Zum Glück, denn von hinten kam der erste näher und näher. Und er war von weiter links gestartet. Also er hatte schon deutlich Meter aufgeholt. Das wollte ich natürlich auch nicht, denn als zweiter aus dem Wasser wäre auch etwas Neues für mich gewesen. Am Ende hatte ich mich etwas vertan und musste um einen Steg mit schicken Drachen-Tretbooten herum, um an den Ausstiegsbogen zu kommen, aber das ist zum Glück auch hinter mir den Schwimmern passiert. Also habe ich es als zweiter unter dem Bogen in die Wechselzone geschafft.
Wechselzone #1
Das Ende der Wechselzone war ein kleiner Anstieg. Entsprechend musste ich das Rad in der Wechselzone mit dem kleinen Blatt abstellen. Aber das Hochschalten war dann auch gleich getan. Kurz habe ich mich gewundert, dass ein Smart in der Auffahrt vor mir gestanden hatte. Vor mir war doch ein Schwimmer gewesen, welcher sicher 30 Sekunden Vorsprung hatte. Aber anscheinend ist er in die Wechselzone gekommen und dann nie mehr gesehen worden. Also: Schnell Wechseln und gute Plätze bringen die Position hinter dem Führungs-Smart.
Jetzt kommt das große Blatt
Der Puls war normal und Schluck für Schluck ging wieder in den Magen. Der zweite Anstieg ging schon viel besser. Allgemein war die Strecke wirklich sehr schön. Zwei Ansteige mit circa 5 Minuten und ein paar Höhenmetern (5 Minuten bei ~320 Watt). Selbst eine Gefahrenstelle wurde gut bewacht und vor dem Rennen kommuniziert. Das war Top und eine gute Lösung für einen Sonst befahrenen Kreisverkehr. Bin sehr begeistert. Wie gefahren wurde und ob es fair war: Der Smart war so klein, dass ich keinen Windschatten hatte (und auch immer auf guter Distanz). Kudos an den Fahrer, welcher wirklich Ahnung hatte und schön Abstand gehalten hat. Besser als bei vielen Rennen die ich bei Super League, ITU oder Bundesliga (am Wochenende bei den Finals) gesehen habe.
Ab Radrunde Zwei geht es ab
Nach Runde zwei ging es in die Wechselzone aus der gerade die letzten Volksdistanz Starter heraus kamen. Etwas eng, aber auch hier durch KaRis und Helfer perfekt gelöst. Rechts und Links geordnet rein und raus. In der Wechselzone ging es dann in die neuen Nike Schuhe, da der Kurs zu 98% geteert und gerade war. Barfuß ist er für mich noch nicht das Highlight, weil ich an einer Verse noch ein wenig Reibung habe. Aber für 10 KM geht es ohne Socken noch gut. Ich wusste wo ich hin musste nach der Wechselzone, aber ab der ersten Kurve wäre ich alleine verloren gewesen. Aber (ihr seht schon, bin positiv begeistert) nicht am Möhnesee. Hier wurde selbst auf der Laufstrecke mit Tape am Boden gezeigt, wo es lang geht. Perfekt. I like. Nach dem ersten 500 Metern kam ein Drittel des Allgäu Kuhsteigs. Ein Drittel der Länge und der Steigung. Und das war das einzige Stück mit Kies anstelle von Teer auf der Strecke. Also perfekt für eine schnelle Laufzeit.
Am Ende hatte ich auch meine viert oder fünft schnellste 10km Zeit auf der Uhr stehen. Die Uhr habe ich direkt nach dem Loslaufen in der Wechselzone gedrückt. Die Messmatte war einige Meter nach der Wechselzone. Also 50 Meter unterschied werden es wohl gewesen sein. Auf meiner Uhr standen für 9,96 Kilometer 35:45 Minuten. Wie ist die Zeit zustande gekommen. Realistisch habe ich mich vor dem Rennen auf eine 3.40ger Pace eingeschätzt und das bin ich auch angelaufen. Mit der Steigung war es am Anfang auch mit am langsamsten. Und ab dann ging es rund. Man hatte einen Bereich von 400m in denen man nicht den Gegenverkehr gesehen hat. Danach kam ich an die Gabelung und habe gefragt, ob der zweite schon vorbei ist. Kurzes Nein und weiter ging es. Und kurz dahinter kam dann Robbie, welcher auch zweiter geworden ist. An einer anderen Ecke saßen ein paar echt coole Fans, welche mir dann den Abstand zugerufen haben. 2 Minuten 45 in Runde 1. Sehr gut.
Auf geht es zum Laufen
Also versucht konstant die 3.40 zu laufen. Aber das fiel auf der Strecke wirklich einfach. Es hat wirklich Spaß gemacht aufs Tempo zu drücken. Zum Glück habe ich am Ende des Radparts noch genug Energie geladen bekommen, weil sonst das sicher knapp geworden wäre. Es gab dann einen echten Wendepunkt auf der Strecke. 10 Minuten 15 (circa): Jetzt Heißt es Laufen und die Uhrzeit erinnern. Und dann hab ich nochmal geschaut als ich wieder am Jäger vorbei gekommen bin. Ich habe mich so kompetent verrechnet, dass ich geglaubt habe ich würde Zeit verlieren. Deshalb ist der Schnitt von 3.37 pro KM auf 3.31 runter gegangen. Ich wollte die erste Runde keine Zeit verlieren.
Und so ging es bis zur Wechselzone an der Wende zwei gewesen ist. Dort waren dann einige Zuschauen und Fans, super Support mit dem Rundenband und richtig gute Stimmung. Hat richtig Spaß gemacht. Auf Runde zwei habe ich dann den gleichen Streckenposten gefragt, ob der zweite schon vorbei ist. Ein kurzes „Ja“ und mir ist mein Arsch etwas auf Glatteis gegangen. Ich hab die Füße in die Hände genommen und den schnellsten KM des Tages raus gehauen. Aber aber aber…, das Drama war an der Ecke mit den Zuschauern wieder vorbei: 3 Minuten 15.
Sauerstoff fürs Rechnen war doch weg
Da hatte ich dann meine Rechenkünste und die Antwort des Streckenposten über Bord geworfen und hatte ein gutes Gefühl. Der Puls ging zwar Schlag um Schlag nach oben, aber der Körper wollte noch. Ein halbes Gel hat sicher dazu beigetragen, dass nochmal Power in die Beine kam. Und es fühlte sich dann einfach meeega an. War, wie ich früher gesagt habe, wenn ich mich selbst überrascht hatte: „Ein guter Tag“. Das letzte Highlight war dann nach der letzten Kurve der Blick auf die Uhr. 2 Stunden 4 Minuten und ein paar. Da wollte ich mir es auch nicht mehr nehmen lassen, dass ich unter 2 Stunden 5 ins Ziel komme. Gedacht, gemacht, kurzer High 5 an den Führungsradfahrer und ab ins Ziel. Am Ende stehen 2 Stunden 4 Minuten und 51 Sekunden in der Ergebnisliste.
Und jetzt, nach drei Seiten in Word, noch eine Lobes-Dankes-Hymne auf meine Freundin, welche die „Allüren“ des professionellen Triathleten so erträgt (und mich dazu bringt meine Mineralien abends nicht zu vergessen). An meinen Coach, welcher mich Rennen für Rennen motiviert und Einstellt, auch wenn ich mal selbst an den Vergleichen mit anderen Startern der 70.3 WM verzweifle. Und an das Rennen am Möhnesee. Ohne das Rennen wäre ich da auch nicht Erster geworden. Danke an alle Helfer dort beim Rennen, das war Geil. Das hat richtig viel Spaß gemacht. Und ja, das ist aus der Sicht des Siegers. Trotzdem ist es ein sehr schönes Rennen. Vor allem die Radstrecke macht richtig viel Spaß.
Jetzt ist meine Motivation für Nizza nochmal größer geworden. Auch das Abfahren auf dem TT hat sehr gut funktioniert. Auf der zweiten Runde schneller als auf der Ersten und deshalb werde ich die Abfahrt in Nizza öfters hinabfahren, als ich den Anstieg trainieren werde.
Der Bericht war definitiv eine Kurzgeschichte, aber ich hoffe, dass ihr trotzdem Spaß hattet und auch ein wenig die Sicht von vorne genießen konntet.
Viele Grüße, Tom
3 thoughts on “The record breaker. Möhnesee”