Der längste Tag es Jahres

ist der Spruch von Dirk Froberg, wenn es in Frankfurt in die HR Übertragung des Ironman geht. Oft gehört, immer wieder Zitiert und doch nicht oft genug gesagt. Weil so ist ein Tag mit einem Ironman nunmal: Verdammt lange. Aber nachdem dieses Jahr die Wahrscheinlichkeit von Langdistanzrennen im Europäischen Sommer von Tag zu Tag sinkt, wird dieser lange Tag unwahrscheinlicher. Entsprechend brauchen wir doch einen anderen längsten Tag des Jahres. Vielleicht sogar einen noch längeren Tag des Jahres 2020.
Wir, das waren Chris, Fabian, Jules und ich, haben diesen Tag am 29.3 gefunden: das virtuelle Everesting.

Es ist alles gesagt worden

Nachdem wir alle einen gewissen Drang dazu haben uns in Blogs zu äußern, werde ich hier auf ein wenig andere Aspekte eingehen als Chris es in seinem Blog virtual Everesting…die Ausgangssperre doppelt sinnvoll genutzt oder Fabi mit vEversting on Zwift. Weil so gelitten wie die Jungs es beschreiben haben Jules und ich sicher auch am Ende des langen Tages. Tatsächlich war es bei mir ziemlich schnell nach den 9000 Höhenmetern soweit, dass ich auf dem Boden liegend einen Schüttelfrost-Anfall bekommen habe und unter die Dusche gekrochen bin.

Was ich jetzt, 5 Tage nach dem Versuch mit Stolz sagen kann: Der Muskelkater am Montag war so gering, dass ich eine Etappe der Watopia Tour schon wieder am Abend fahren konnte. Die Zwift-Sucht kickt derzeit bei mir sehr rein. Ich habe extrem viel Bock (mindestens 8000 Watt bock) auf Radfahren. Das einzige Problem war der doch etwas müde Hintern und die ein oder andere Scheuerstelle. Aber auch die sind am Dienstag weg gewesen und gefühlt – zumindest fühlte ich mich so – war ich wieder hergestellt. Die Training Stress Balance (Mathematischer Wert für die Trainingsform – Pushing Limits Erläuterung) hat es aber doch etwas durch die Decke gehauen durch über 10 Stunden treten. Da hat der Coach dann doch gesagt, dass wir diese Woche deutlich ruhiger angehen als die vorherigen Ironman-Trainings-Wochen.

Ein wenig Zahlen, Daten, Fakten

In Summe waren es bei mir auf Zwift 226,7 Kilometer in einer Fahrzeit von 11 Stunden 38 Minuten. Davon sind wir 8 mal von der Spitze des Alpe du Zwift nach unten gerollt was circa 8×11 Minuten ausgemacht hat. Entsprechend können wir von der Fahrzeit 1 Stunde und 28 Minuten abziehen. Das ergibt dann 10 Stunden und 10 Minuten für 9000 Meter, wobei wir auch das 0.5te und letzte mal bis zur Hälfe des Berges auch abgerollt sind. Also waren es knapp über 10 Stunden auf der Rolle.

Wir haben versucht die Leistung bei um die 3 Watt pro Kilo zu halten, wobei eine Runde mal mehr und die andere mal weniger Watt hatte. Alpe du Zwift hat den Charme, dass an der Seite pro Abschnitt (Kurve zur Kurve) der Watt und Puls durchschnitt angezeigt wird. Daran habe ich mich orientiert, um nicht zu hart, aber auch nicht zu locker zu fahren.

Gleich schnell ging es den Berg hoch

Ich habe aus der Strava-Einheit vom Everesting das Segment „Alpe du Zwift (Zwift Insider verified)“ für den Vergleich der Zeiten genommen. Wir haben gut Angefangen und uns klar an die Watt gehalten. Als wir alle langsam gemerkt haben, dass wir es schaffen können sind wir die ein oder andere Sekunde schneller gefahren. Bis auf Runde 7 haben ich mich auch schwer an meine Watt gehalten. In Runde 7 wollte ich mich mal an Jules halten, welcher immer an die 3.5 Watt pro Kilo ran gefahren ist. Nach 1/3 der Auffahrt hat mich mein Coach dann doch zurückgehalten und ich bin wieder auf die 220 Watt zurück gegangen. Trotzdem war die 7. Runde am Ende dann die schnellste.

Zeitspanne der Auffahrten
Runde 1: 1:07:19
Runde 2: 1:06:04
Runde 3: 1:05.01
Runde 4: 1:05:55
Runde 5: 1:05:19
Runde 6: 1:04:54
Runde 7: 1:04:12
Runde 8: 1:06:28

Zahlen zum echten Verbrauch

Nun einmal zum Verbrauch an Ernährung: 6 Gels, 2 Snickers, 2 Beutel Maurten 360, 3 Flaschen ISO, 3-4 Flaschen Wasser, 2 Flaschen mit Elektrolyten und die letzten 2 ganzen Auffahrten wurden noch mit einem Liter Cola unterstützt. Dazu noch eine Portion vorgekochte Nudeln in der Mittagspause. Zum Frühstück habe ich mir ein paar Marmelade und Nutella Toasts gemacht. Außerdem habe ich zwischen durch immer wieder einen Trockenen Toast gegessen, damit ich zur flüssigen Nahrung auch noch etwas festes in den Magen bekomme.

An der Trikot und Hosenfront hatte ich mir zunächst gedacht, dass ich alle 2-3 Auffahrten die Hose wechsle und das Trikot nach Bedarf. Tatsächlich habe ich die erste Hose für 3 Auffahrten genutzt. Die zweite Hose dann wieder für 3 Auffahrten und die letzte Hoste für den Rest. Entsprechend bin ich relativ gut mit meiner kleinen Rad-Bib-Short Auswahl durch gekommen. Bei den Trikots sah es doch anders aus. Tatsächlich fahre ich immer lieber mit Trikot, da ich glaube, dass ich viel Schwitze. Entsprechend habe ich spätestens nach 2 Runden das Trikot gewechselt und bin fast durch meine Auswahl an Trikots durch gekommen. Ich glaube, dass ich am Ende 5 Radtrikots Nass hatte.

Nun aber zu meiner Lieblingsstatistik von meiner Seite: 4 Stirnbänder sind es geworden. Eigentlich dachte ich, dass ich nur drei Stirnbänder habe. Deshalb ist das erste auch ziemlich zeitnah nach Runde 2 auf den Wäscheständer zum Trocknen gewandert, aber ich habe doch noch ein Band in den Tiefen des Sport-Kleiderschranks gefunden. 

Und Fun-Fact über meine Stirnbänder: Ich trage das Logo des Herstellers immer falsch herum. Warum? Ist mein Yoga inspiriertes magisches Mantra. (Ironie wieder aus).

Mehr im Stehen als im Sitzen

Zuletzt kann man im Stream auf Youtube gut sehen, dass ich sehr viel im Oberlenker stehend gefahren bin. Die Aeroposition hat sich bei einer Trittfrequenz von um die 55 bis 65 echt nicht so gut angefühlt. Die 100% Schwierigkeit-Einstellung auf Zwift macht da durchaus zu schaffen. Entsprechend haben vor allem meine Knie vom Stehen auf der Rolle am nächsten Tag am meisten weh getan. Es war nichtmal die Müdigkeit der Oberschenkel, aber ich glaube, dass fitte Bänder und ein Grundmaß an Stabi im Rumpf und den Beinen das Everesting deutlich einfacher macht. Ansonsten wäre es wohl eher die Ermüdung und Schmerzen in den Gelenken als die körperliche Ermüdung die zum Stillstand führen.

Irgendwann, als ich auch den Oberlenker nicht mehr sehen konnte, bin ich stehend in den Unterlenker. Wie ein Toursprinter also auf den Alpe du Zwift. Vor allem die letzten 2000 Höhenmeter haben die Hände vom ständigen Abstützen auf den Lenker ihr übriges zur Körperlichen Ermüdung beigetragen. Mit einem Wahoo Kickr Climb oder ähnlicher Steigungssimulation wäre es eventuell einfacher gewesen und weniger auf die Knie gegangen, aber im großen und ganzen waren die 60 Tritte pro Minute keine zu große Herausforderung die es schwerer gemacht hätte.

War Alpe die Richtige Route

Ich wurde gefragt, ob Alpe du Zwift die beste Wahl für die Route gewesen ist. Ganz ehrlich: Für uns am Sonntag definitiv. Wir haben uns durch das Tron Bike Achievement, die XP Oben am Berg und die verschiedenen Kurven gut pushen können. 

Ob es einfacher oder schneller gegangen wäre, wenn wir z.B. den Radio Tower in Zwift mit 1.1km und >14% genutzt hätten, weiß ich nicht. Ich glaube dafür müsste ich 10 mal den Radio-Tower fahren, um einen Vergleich zu haben. Was ich in näherer Zukunft aber nicht machen werde, da ich die 50.000 Höhenmeter für das Tron Bike endlich gesammelt habe.

Wie geht es weiter

Die Rennen werden derzeit am fliesenden Band abgesagt. Darunter sind für mich auch schon Buschhütten, Heilbronn und Roth gefallen. Der Ironman in Tallinn am 1.8 steht derzeit genau so wie Frankfurt und andere Veranstaltungen der Marke noch. Darüber wird ja auch bereits fleißig über Sinn und Unsinn des Konzernverhaltens gesprochen.

Was ich, was auch Fabi und Jules, eventuell auch Chris, sich schon vorgenommen haben ist: Eversting, aber draussen. Sicher werden wir das ganze Ding irgendwann zum ersten mal auch draußen in Angriff nehmen. Dann auch physikalisch auf dem gleichen Raum und am gleichen Anstieg wird es sicher auch eine schöne und spannende Herausforderung. Und wenn so viele Rennen im Sommer ausfallen, dann findet sich sicher ein freies Wochenende für alle.

Aber bis dahin fliest sicher noch viel Wasser den Main-Donau Kanal hinunter und an Hilpolstein und Eckersmühlen vorbei. 

Wer noch etwas über unsere Spendenaktion und das erreichte Spendenziel erfahren möchte, kann sehr gerne bei Chris Dels im Blog vorbei schauen. Vielen Dank an alle die Mirko und damit sein eatridelove Projekt unterstützt haben

Viele Grüße

Tom

Tom Hohenadl